Aus der Katgorie: Publikation

So lassen sich mit Illustrationen Leser anlocken (…und nicht abschrecken)

Wegweiser auf Ziegelsteinwand mit Chaos und OrdnungDie Leserschaft eines wissenschaftlichen Artikels ist keine homogene Gruppe. Einige Personen haben Gründe, aus welchem sie einen Artikel im Detail lesen wollen oder müssen. Für andere reicht es, sich mit wenigen Elementen des Artikels zu beschäftigen, um sich einen Überblick über die Resultate zu verschaffen. Wiederum andere entscheiden erst aufgrund dieser Elemente, den Artikel zu lesen. Spezifisch haben also der Titel, das Abstract, die Schlussfolgerung und die Illustrationen zwei Aufgaben: Sie sollen Interesse wecken, andererseits aber auch wichtige Informationen in knapper Form verständlich kommunizieren.

Grafiken, Tabellen, Diagramme, Bilder und Illustrationen müssen trotz hoher Informationsdichte verständlich sein und ansprechend aussehen. Präsentation ist zwar nicht alles, kann aber den Unterschied ausmachen zwischen einem Paper, das kaum beachtet wird und einem das gelesen und zitiert wird. Für die Erstellung und den bevorzugten Typ von Illustrationen gibt es je nach Fachrichtung etablierte Programme und Techniken, die Unterschiedliches möglich machen. Zudem muss sich der Autor immer an die Formatvorgaben des Journals halten, in dem er publizieren möchte. Daneben gibt es jedoch einige allgemeingültige Grundregeln für den optimalen Einsatz von Illustrationen. Die häufigsten Fehler lassen sich mit wenig Aufwand vermeiden. Mit der folgenden Checkliste stellen Sie sicher, dass Ihre Abbildungen nicht abschreckend auf Ihre Leser wirken:

  • Daten sind nie Selbstzweck. Überlegen Sie sich genau, was Sie aussagen wollen und wählen Sie jenen Illustrationstyp, der sich dafür am besten eignet. Nur weil beispielsweise das verwendete Statistikprogramm komplexe Darstellungen möglich macht, heißt das nicht, dass diese immer einer Tabelle oder einer schlichteren Grafik überlegen sind. Halten Sie sich an die Konventionen Ihres Faches!
  • Illustrationen müssen groß genug und gut lesbar sein. Wo mehrere umfangreiche Darstellungen nötig sind, die den Lesefluss stören, sollte überlegt werden, ob diese in einen Anhang verschoben werden können. Insbesondere gehören Rohdaten in den Anhang.
  • Illustrationen müssen beschriftet und nummeriert werden. Tabellen und andere Illustrationen in den Anhängen werden separat nummeriert. Verweise im Text sollten sich auf die Nummerierung und nicht auf die Seitenzahl beziehen.
  • Bei Grafiken sollte der Achsenausschnitt und die Einheit so gewählt werden, dass die interessanten Bereiche bestmöglich erkennbar sind.
  • Für die Beschriftung von Achsen und Datenpunkten, den Einsatz von Symbolen und Farben und das Einfügen von Legenden und Titeln gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Solche Elemente dürfen nicht von den Daten ablenken, müssen aber alle notwendigen Informationen wiedergeben (inklusive jener, die bereits im Titel der Illustration enthalten sind). Graphische Spielereien wie Schattierungen oder unnötige Hilfslinien sollten vermieden werden.
  • Der Leser sollte Illustrationen nie selbst interpretieren müssen, selbst Bilder nicht: Der Text des Artikels muss erklären, was aus der Illustration hervorgeht. Was für den Autoren, der Tage oder Wochen über einem Datensatz brütet, offensichtlich ist, erschließt sich dem eiligen Leser nicht immer sofort.

Ein guter Test für die Aussagekraft und die Qualität einer Illustration ist die Reaktion eines fachfremden Publikums (wenn auch je nach Spezialisierung einige Statistikkenntnisse vorausgesetzt werden müssen). Legen Sie Ihre Graphiken oder Bilder (mit Über- und Unterschrift und gegebenenfalls einem kurzen Begleittext) einem Bekannten vor, der nicht in Ihrem Feld tätig ist! Falls dieser mehr Begeisterung zeigt, als wenn Sie beim Café von Ihrem jüngsten Projekt erzählen, dann haben Sie ihr Ziel erreicht!

Wissenschaftliche Texte lesen und verstehen: Tipps für Laien

Scary PaperAb und zu kommt es auch außerhalb des wissenschaftlichen Betriebs dazu, dass man einen akademischen Artikel lesen möchte. Etwa um zu erfahren, was die Nichte an der Konferenz präsentieren wird, zu der sie demnächst reist. Vielleicht möchte man sich einen eigenen Eindruck vom Stand der Klimadiskussion machen, oder es war schon immer eine Faszination für städtische Verkehrsplanung da. Als Laie kann das Fachchinesisch und der nicht eben leserfreundliche Aufbau eines Papers zwar abschreckend wirken, wer sich an die folgenden Tipps hält (und etwas Sitzleder mitbringt), kann aber garantiert der Argumentation eines wissenschaftlichen Textes folgen!

  • Material finden: Wenn sie keinen Zugang zur Bibliothek einer Universität oder Forschungsinstitution haben, stehen ihnen nicht alle Papers zur Verfügung. Viele Journals machen jedoch nach Ablauf einer gewissen Frist ihre Artikel öffentlich, einige stellen ihr Material von Anfang an kostenlos zur Verfügung. Nutzen Sie die Suchmaschine Google Scholar für Ihre Stichwortsuche. Suchergebnisse, die für Sie zugänglich sind, erkennen Sie am Link in der rechten Kolonne. Dieser führt direkt zum entsprechenden Text.
  • Journal bewerten: Weder für Journals noch für Forschungsinstitute gibt es eine internationale Qualitätssicherung. Leider ist daher vieles, was wissenschaftlich aussieht, das Papier (oder den Platz auf dem Bildschirm) nicht wert, auf dem es gedruckt ist – und schon gar nicht Ihre Zeit! Verschaffen Sie sich also erst einen Überblick über die Seriosität des Hefts, in welchem der Artikel erschienen ist und die Institution, zu welcher die Autoren gehören! Für ersteres gibt es mehrere Rankings, etwa den „Article Influence Score“ (AI). Diesen können Sie hier nachschlagen (Kolonne ganz rechts, ein hoher Wert deutet auf ein gutes Journal hin).
  • Reihenfolge: Wissenschaftliche Artikel sind immer gleich aufgebaut: Das Abstract fasst den Artikel auf weniger als einer Seite zusammen. Die Einführung erklärt die genaue Fragestellung, der sich der Artikel widmet und geht auf den Stand der Forschung ein. Im Methodenteil wird die Sammlung der Daten, das Experiment oder das Modell beschrieben. Die Resultatesektion präsentiert die Daten. Die Schlussfolgerung enthält die Interpretation der Autoren. Je nach Absicht reicht es, das Abstract und die Schlussfolgerung zu lesen. Beachten Sie aber, dass die selben Fakten von unterschiedlichen Personen anders interpretiert werden können. Wenn Sie sich Ihre eigene Meinung bilden wollen, müssen Sie sich durch den gesamten Artikel vorarbeiten! Falls Sie sich die Zeit nehmen, die Daten zu verstehen, dann versuchen Sie, Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen, bevor Sie jene des Autors lesen (machen Sie sich jedoch darauf gefasst, dass Ihnen anfänglich Fehler unterlaufen können).
  • Mitschreiben, Mut bewahren: Machen Sie sich Notizen, schlagen Sie unbekannte Worte nach (dafür werden Sie anfänglich vermutlich länger benötigen, als für den Artikel selbst).
  • Grundlage schaffen: Notieren Sie sich auch Artikel, auf die verwiesen wird, die Sie später möglicherweise ebenfalls überfliegen oder lesen möchten. Jeder Wissenschaftler baut auf den Leistungen anderer auf. Wer nicht vom Fach ist, muss eventuell ältere Grundsatzartikel lesen, um einen Einstieg zu finden. Beachten Sie auch, dass oft zum selben Thema mehrere ähnliche Experimente durchgeführt werden. Was, wenn es sich beim vorliegenden Artikel um die einzige von zehn existierenden Studien handelt, die etwa die Wirkung eines Medikaments bestätigen kann? Machen Sie sich gegebenenfalls auf die Suche nach Übersichtsartikeln („review articles“) zum Thema. Solche Metastudien fassen systematisch alle bisher vorhandenen Daten zusammen.
  • Ein bisschen Statistik: Wenige Felder der Wissenschaft kommen ohne Statistik aus. Falls Sie davon (noch) gar keine Ahnung haben, dann sollten Sie sich mit einigen Grundbegriffen wie „signifikant“ und „Konfidenzintervall“ vertraut machen, denn diese Konzepte können Resultate, die eigentlich ziemlich klar aussehen, als reine Fata Morganas entlarven. Achten Sie auch immer auf die Stichprobenzahl!
  • Zweitmeinungen einholen: Über Google Scholar können Sie gezielt nach weiteren Artikeln suchen, welche den Text, den Sie nun durchgearbeitet haben, zitieren. Vielleicht ist es für Sie von Interesse, welche Kritikpunkte andere Forscher äußern oder wie diese zum Paper stehen.

Der wichtigste Schlüssel dazu, sich ein aktuelles Forschungsgebiet zu erschließen und zu lernen, Resultate selbständig zu interpretieren und kritisch zu würdigen, versteckt sich in Punkt 4: Mut bewahren! Anfänglich werden Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, Worte nicht kennen und Datentabellen verwirrend finden. Wer nicht aufgibt merkt aber, dass es nach der anfänglichen Hürde schnell einfacher wird. Sie eröffnen sich eine ganz neue Welt von faszinierenden Informationen!

Akadelypse – Umbrüche im akademischen Publikationsbetrieb

Acadelypse NowWer sich mit den Strukturen in der Welt der Forschung und des akademischen Publizierens beschäftigt, der begegnet einem Wort unangenehm oft: „kaputt“. Tatsächlich scheint einiges aus den Fugen geraten zu sein: Forschende müssen ihre Ellenbogen einsetzen, um an Budgets und Positionen zu kommen. Profitorientierte Verlage streichen Gewinne ein, die letztlich von der öffentlichen Hand berappt werden. Ein Peer Reivew kann Monate dauern und die Flut an schlechten Papers, Konferenzen und Journals macht es schwierig, den Überblick zu behalten. Die schwierige Situation resultiert, weil gleich mehrere Eckpfeiler der Forschung außer Balance gekommen sind, die Störfelder verstärken sich gegenseitig. Verschiedene Neuerungen tun also Not. Die Problemfelder voneinander zu trennen und einzeln anzugehen ist schwierig. Die gute Nachricht? Tatsächlich sind Änderungen im Gang und neue Modelle in der Testphase!

Der Impact Factor

Kritik: Diese Kennzahl ist ein Dorn im Auge vieler Akademiker, denn sie ist etwa gleichermaßen verbreitet wie verhasst. Ihre Aussagekraft für einzelne Artikel ist beschränkt.

Vorteil: Die Leistungen von Akademikern lassen sich quantifizieren, ohne dass ihre Arbeit wirklich gelesen werden muss.

Alternative: Raffiniertere Kennzahlen wie der Eigenfactor beheben einige methodische Probleme, gehen aber nicht die zugrundeliegende Problematik an.

Open Access Ansatz: Downloadzahlen individueller Papers könnten den Impact Factor ergänzen.

Konkurrenz um Slots in prestigeträchtigen Journals

Kritik: Themen mit breitem Publikum finden Anklang; Artikel, die an den Grundfesten einer Disziplin rütteln werden nicht immer gern gesehen.

Vorteil: Die Leserschaft eines hochwertigen Titels spart Zeit und kann sich einer gewissen Mindestqualität sicher sein.

Alternative: Vermehrt machen sich kleinere Journals mit sehr spezifischem Fokus und einer engeren Leserschaft einen Namen.

Open Access Ansatz: Wird jedes Paper veröffentlicht, so kann jede Idee ein Publikum finden. Vorteilhaft wäre auch, dass Artikel mit „verworfener Hypothese“ vermehrt den Schritt in die Öffentlichkeit finden könnten.

Unfaire Profite für kommerzielle Verlagshäuser

Kritik: Akademische Verlage verkaufen Leistungen, die sie nicht finanziert haben und privatisieren die resultierenden Gewinne.

Vorteil: Das Schema, wonach vielzitierte Journals aus einem großen Pool von angebotenen Artikeln die Rosinen picken können und dafür vom Leser hohe Preise verlangen, erspart der Leserschaft die Zeit, die nötig wäre, um sich aus dem gesamten Artikeluniversum selbst eine Leseliste zusammenzustellen.

Alternative: Nicht-profitorientierte Verlage, zum Beispiel von Fachgesellschaften getragene, konkurrieren bereits heute mit den Größen der Industrie.

Open Access Ansatz: Papers werden für den Leser kostenlos zur Verfügung gestellt.

Schlechtes oder langsames Peer Review

Kritik: Unbezahlte Peer Reivew Aufgaben überfordern die Reviewer, der Prozess wird von einigen Journals nicht seriös betrieben; der Ablauf ist schwerfällig und zeitaufwändig.

Vorteil: Die Qualität, Authentizität und Verlässlichkeit eines Papers sollte nach dem Peer Review garantiert sein.

Alternative: Ein Gedankenexperiment (das aber nicht nur auf Gegenliebe stößt) schlägt vor, Reviewer für ihre Dienste zu bezahlen, damit sie sich genügend Zeit dafür nehmen können.

Open Access Ansatz: Post Publication Review ist ein Ansatz, bei dem alle Leser zu Reviewern werden, indem sie Kommentare hinterlassen können, die eine Überarbeitung des Artikels nach sich ziehen können.

Hohe Publikationskosten durch physische Journals

Kritik: Der Druckvorgang ist kosten- und zeitaufwändig.

Vorteil: Gedruckte Journals gehen nach wie vor mit einem gewissen Prestige einher. Zudem entspricht das physische Produkt den Vorlieben einiger Leser.

Alternative: Auch „klassische“ Verlage können zur Onlinepublikation wechseln, ohne ihr Geschäftsmodell anderweitig zu verändern.

Open Access Ansatz: Open Access Titel sind weitgehend Onlinepublikationen ohne Druckerpressen.

Die großen Probleme des Publikations- und Forschungsbetriebes werden nicht isoliert gelöst werden können. Für fast alle Problembereiche stehen momentan verschiedene neue Ansätze zur Debatte. Ob sich die Open Access Idee in allen Bereichen mit wehenden Fahnen durchsetzen wird, darf bezweifelt werden. Offensichtlich scheint aber, dass die klassischen akademischen Verlage sich auf grobe Umwälzungen gefasst machen müssen. Um diese zu überstehen, werden sie eigene Alternativen anbieten müssen. Entwicklungen in den verschiedenen Themenkreisen bedeuten, dass sich die traditionsreiche Branche momentan stark bewegt. Es wir spannend sein zu sehen, welche Richtung die Publikationslandschaft letztlich einschlägt.

Geheime Journalpreise ermöglichen Verlagen Abzockerei

Journal abzockeIn Expatgemeinschaften an Orten, wo nicht alle gewohnten Güter im Supermarkt zur Verfügung stehen, ist es üblich, dass sich jene, die vom Heimaturlaub zurückkehren, ihre Koffer mit den vermissten Produkten füllen. Was nicht schon an Freunde versprochen wurde, wird dann verkauft, meist über Gruppen in sozialen Netzwerken und mit dem Vermerk „Preis auf Anfrage“. Wieso laden sich die Verkäufer den zusätzlichen Aufwand auf, dutzende Mails mit Preisanfragen zu beantworten, statt die Information öffentlich zu machen? Natürlich geht es um die Steigerung der Marge, denn aus den Onlineprofilen lässt sich eine gute Schätzung von Kaufkraft und Zahlungsbereitschaft der Interessenten ableiten. Was in der Wirtschaftstheorie „Preisdiskriminierung“ genannt wird, ist ein altbewährtes Mittel, um höhere Profite zu erzielen. Nach exakt diesem Modell funktionieren auch die Preispläne von kommerziellen akademischen Verlagshäusern.

Kein fairer Preis für Journals

Drei Elemente sind in diesem Business vorhanden, die verhindern, dass es zu einer echten Konkurrenzsituation kommt und damit die Preise auf ein faires Niveau gedrückt würden: Einerseits streichen die Verlagshäuser Erträge ein, müssen aber nicht für den Forschungsaufwand aufkommen, der hinter den Artikeln steht. Dieser wird von den Instituten und Labors über Forschungsgelder bestritten. Zweitens sind Papers nicht einfach austauschbar: Bahnbrechende Erkenntnisse von gewichtigen Forschern müssen den Berufskollegen zur Verfügung stehen, damit diese darauf aufbauen können. Besonders die Artikel am oberen Ende der Prestigeskala (und damit die Journals mit Peer Review, die sie veröffentlichen) bilden eine Art Minimonopol. Als ob diese beiden Punkte noch nicht reichen würden, um einen ordentlichen Profit zu machen, haben sich die großen Verlagshäuser zusätzlich auf den dritten Punkt spezialisiert: Preisdifferenzierung.

Abzockerei durch Geheimhaltung

Wie bei der privaten Nachricht im sozialen Netzwerk ist die Diskriminierung nur möglich, weil eine Universitätsbibliothek nicht erfährt, was die andere für dasselbe Journalpackage bezahlt. Auch Universitäten rechtfertigen ihre Studiengebühren mit hohem Prestige. Eine hochklassige Forschungsuni kann es sich schlicht nicht leisten, den Studierenden und Forschenden ein wichtiges Journal aus Kostengründen nicht zur Verfügung zu stellen. Ihre Preisbereitschaft ist sehr hoch. Verlage wollen diese Bereitschaft in hohe Rechnungsbeträge ummünzen und sich dennoch die Freiheit bewahren, bei weniger exklusiven Einrichtungen die Preise niedrig genug anzusetzen, um einen weiteren Verkauf abschließen zu können. Dies macht die Geheimhaltungsklauseln nötig, welche Kunden verbieten, abgelieferte Beträge öffentlich zu machen. Solche Bestimmungen sind bei den gewichtigen Verlagen üblich. Im Gegensatz zum Fall des Nostalgieprodukts aus dem Koffer des Facebook-Kontaktes geht es hier jedoch um Millionenbeträge, die jährlich fällig werden. Neben dem Abschöpfen der Preisbereitschaft erlaubt die Geheimnistuerei den Verlagen auch, das beschränkte Verhandlungsgeschick einiger Kunden knallhart auszunutzen, was sich in der Summe in Margen niederschlägt, die durchaus 30% überschreiten.

Die Daten endlich ans Licht gebracht

Dankenswerterweise hat eine Gruppe von Autoren kürzlich eine legale Handhabe gefunden, um die Geheimhaltungsklauseln außer Kraft zu setzen. So konnten sie Daten aus 350 amerikanischen Verträgen sammeln und die bezahlten Preise pro Zitat errechnen. Die Erkenntnisse in ihrer Publikation bestätigen, was schon lange vermutet wurde:

  • Profitorientierte Verlage verlangen höhere Preise, als nicht-profitorientierte.
  • Universitäten, die viel Forschung betreiben und folglich eine hohe Zahlungsbereitschaft haben, bezahlen im Vergleich zu Einrichtungen, die eher auf die Ausbildung konzentriert sind, über doppelt so hohe Preise pro Artikel derselben Qualität.
  • Einige Bibliotheken konnten für dasselbe Journalbündel jährliche Preissteigerungen von 1% aushandeln, während sich andere mit 5% einverstanden zeigten.

Einige „marktfeindliche“ Elemente erwachsen aus der Natur der Forschung, die weder ein rein kommerzielles Gut ist, noch sein sollte. Wie der Publikationsbetrieb organisiert werden soll, um dieser Tatsache zu begegnen, ist strittig. Open Access kann einige Probleme lösen, birgt ab auch Nachteile. Die Diskussion um Geheimhaltungsklauseln ist aber nicht Bestandteil von diesem Problemkreis. Hier werden nicht Vor- und Nachteile abgewogen. Die Geheimniskrämerei dient einzig dazu, Preise in die Höhe zu treiben. Sie beschert Verlagen hohe Profite und schadet dem Zugang zu Forschungserkenntnissen. Die Gesetzgebung kann und sollte so angepasst werden, dass Kosten für Journals vom Kunden veröffentlicht werden dürfen.

Reihenfolge der Autoren: Wer darf zuerst?

Reihenfolge AutorenSeinen Namen auf der Titelseite eines publizierten Papers zu lesen ist nicht nur schmeichelhaft, sondern hat bekanntermaßen konkrete Auswirkungen auf die Türen, die sich einem Autor öffnen. Längst ist im akademischen Kontext „Autor sein“ nicht mehr an das Verfassen eines Artikels gebunden. Wer ein Projekt anreißt oder entwirft, ein Experiment organisiert oder durchführt, Daten sammelt oder analysiert ist oft nicht dieselbe Person, welche die finale Schreibarbeit leistet. So wird die Liste der Autoren immer länger, denn auch wer nur unterstützend mitgewirkt hat, möchte genannt werden. Seinen Lebenslauf um eine Publikation zu erweitern ist zwar weiterhin von großer Bedeutung, eine Nennung als Autor ist jedoch mit weniger Lorbeeren verbunden, wenn die halbe Fakultät auf dem Titelblatt genannt ist. Umso wichtiger wird die Reihenfolge, in welcher Autoren aufgelistet werden, denn so kann sich die treibende Kraft hinter einem Artikel vom akademischen Hilfsarbeiter abheben – vielleicht. Das Thema ist nämlich ebenso kontrovers wie die internen Diskussionen bisweilen bitter sind. Obwohl sich noch keine universellen Richtlinien herauskristallisiert haben, kann eine „falsche“ Reihenfolge bei Entdeckung als Fehlverhalten interpretiert werden. Massig Spielraum für Konflikte, Intrigen und Dramen. Die folgende Liste gibt eine Übersicht über die widersprüchlichen Konventionen in den verschiedenen Fachrichtungen.

Mathematik, Wirtschaftswissenschaften, Physik:

Hier ist die Handhabe unkompliziert und klar: Endlich kommen die Albrechts und Bauers, die in der Schule immer als erste vortragen mussten, zu einer späten Genugtuung, denn Autoren werden in diesen Disziplinen überwiegend in alphabetischer Reihenfolge genannt.

Biologie und Medizin:

In den anwendungsorientierten Fachbereichen ist die Regelung etwas ambivalenter, aber gut etabliert: Der ersten und letzten Position kommt eine besondere Bedeutung zu: Der Laborleiter wird zuletzt aufgeführt. Dies ist die Person, welche die Gesamtübersicht über die Forschungsarbeit haben sollte, welche meist als korrespondierender Autor fungiert und welche üblicherweise für den Forschungskredit gerade steht. Die erste Nennung steht jener Person zu, welche die bedeutendste Leistung erbracht hat. Was die Reihenfolge „der Mittleren“ bestimmt, ist weniger klar definiert. Die Regelung mag zwar nicht alle Unklarheiten beseitigen, aber immerhin ist sie so gebräuchlich, dass diese – etwas humoristische – Untersuchung sich auf die Anwendung der Richtlinie verlassen konnte: Sie geht der Frage nach, ob eine Konferenz sich eher an theoretische oder anwendungsorientierte Forschende im Bereich IT wendet, indem sie untersucht, ob die Autoren der eingereichten Papers alphabetisch geordnet sind (was auf einen Hintergrund in einem Theorie-basierten Fach hindeutet) oder nicht (was auf anwendungsorientierte Forschung schlissen lässt). Der Autor der Studie musste sich übrigens auf keinerlei Diskussionen einlassen: Er ist mit dem Namen Appel, A.W. nicht nur alphabetisch im Vorteil, sondern er ist in diesem Fall auch der alleinige Urheber.

Sozialwissenschaften:

Der Einzelautor ist hier nicht so selten geworden wie in anderen Feldern, und vielleicht liegt darin der Grund, dass sich in diesem Fachbereich noch keine klare Richtlinie herausbilden konnte.

Solange Publikationen die Triebfeder der Forschung bleiben, darf nicht damit gerechnet werden, dass die Diskussionen um Autorschaft und Reihenfolge der Nennung in den Labors und Institutsbüros demnächst wesentlich entspannter geführt werden. Einige Institute haben eigene Richtlinien formuliert, und die Anzahl der Journals nimmt zu, welche zu jedem Autor ein kurzes Statement verlangen, um den jeweiligen Beitrag zu beschreiben. Bis dies zur universellen Praxis wird, oder bis die Ausnahmen zu den fachspezifischen Richtlinien abnehmen, bleibt die Reihenfolge der Autoren aber eine Kombination aus Streitthema und Rätselraten.