Aus der Katgorie: Publikation

Immediacy Index: Der coole Bruder des Impact Factors

immediacyDer Impact Factor hat einige handfeste Nachteile und stiehlt dennoch allen anderen Journalrankings die Show. Zahlreiche Ratings und Indexe versuchen sich als Alternative zu diesem vielbeachteten Überranking zu vermarkten, indem sie Lösungen zu konkreten Kritikpunkten anbieten. Ganz anders der Immediacy Index, der wie der Impact Factor aus dem Hause Reuters stammt und ebenfalls auf der Zitatedatenbank von Web of Science basiert. Seine Zielsetzung besteht nicht darin, Unzulänglichkeiten auszubessern (man ist versucht zu rufen: „im Gegenteil!“), sondern es wird hier angeblich etwas anderes gemessen: Nicht mehr, wie stark Artikel beachtet werden, sondern wie angesagt die Themen sind, denen sich ein Journal widmet. Wie schnell andere Autoren auf einen Artikel reagieren, gilt dabei als Indikator für die Brisanz.

Kaum alte Probleme behoben, aber neue geschaffen

Der Impact Factor gibt jeder Ausgabe eines Journals mindestens zwei Jahre Zeit, bevor nachgezählt wird, wie oft die Artikel im Schnitt zitiert wurden. Beim Immediacy Index hingegen werden nur die Zitate beachtet, die noch im selben Kalenderjahr veröffentlicht werden wie der Artikel, auf den sie sich beziehen. Somit hat jeder Aufsatz zwischen einem und 364 Tagen Zeit, zitiert zu werden – eine kurze Zeitspanne in der eher schwerfälligen Welt von Projektanträgen, Budgetentscheidungen, eigentlicher Forschung, Schreibphase, Peer Review und möglicherweise Ablehnung und nochmaligem Peer Review. Dies verursacht zusätzliche Probleme, die zu den Kritikpunkten am Impact Factor hinzukommen: Journals, die weniger oft oder später im Kalenderjahr erscheinen, haben wenig Gelegenheit, noch vor Silvester zitiert zu werden. Gewisse Artikeltypen lösen zudem schneller Zitate aus, etwa Reviewartikel, die systematisch erfassen, was bereits bekannt war und daher weniger intensiv „verdaut“ werden müssen.

Wie wichtig ist der Coolnessfaktor eigentlich?

Zu diesen schwerwiegenden methodischen Problemen gesellen sich noch unangenehme Grundsatzfragen, die bereits aus der Impact Factor Diskussion bekannt sind, die sich bei dem „schneller ist besser“ Ansatz des Immediacy Indexes aber noch stärker aufdrängen: Ist ein Artikel, der viele Leute anspricht, besser als einer, der einen Durchbruch in einem enger gesteckten Feld bedeutet? Sind hochaktuelle, aber möglicherweise kurzlebige Themen wichtiger als Fragestellungen, die sich langsam aber stetig entfalten? Vielsagend ist diesbezüglich, dass Journals eine lange cited half-life Wertung anstreben, mit anderen Worten: Artikel veröffentlichen möchten, die auch nach Jahren noch oft zitiert werden.

Wenig dazugelernt

Die Korrelation zwischen Immediacy Index und Impact Factor ist hoch, die beiden Indices sind sich ähnlicher als jede andere Paarung von geläufigen Journalrankings. Nur in sehr jungen Forschungsdisziplinen laufen die beiden Kennzahlen etwas auseinander. Der Immediacy Index bietet folglich wenig zusätzliche Information. Damit muss sich Thomson Reuters den Vorwurf gefallen lassen, eher daran interessiert zu sein, neuen Journals rasch Zugang zu einem Ranking gewähren zu können, als zu ernsthaften Evaluationen beitragen zu wollen.

Immerhin: Der Immediacy Index kam in verschiedenen Studien zum Einsatz, die belegen konnten, dass Journals, die online erscheinen, rascher zitiert werden als reine Printausgaben – ein nützliches Argument in der Debatte um neue Publikationsformen, wenn auch eben keine Sensationsentdeckung. Vielleicht hat sich darin die Nützlichkeit des Immediacy Indexes auch bereits erschöpft. Wie beim coolen Bruder gilt: Rockstartstatus erlangen nur wenige. Dem Rest stehen echte, fassbare Vorteile besser als coole Posen.

Wider der Wild West Mentalität in medizinischen Journals

Wild WestAn dieser Stelle haben wir die Welt der akademischen Journals auch schon als Wilden Westen bezeichnet. Namentlich entsteht viel Dynamik, weil regelmäßig neue Titel erscheinen, was klare Vor- und Nachteile hat. Im Optimalfall können zusätzliche leere Seiten mit mehr Forschungsresultaten gefüllt werden. Neben etablierten Zeitschriften, welche die allerwichtigsten Erkenntnisse aus einem breiten Feld publik machen, gibt es ein echtes Bedürfnis nach enger spezialisierten Titeln. Wenn Forschungsresultate nur in einer begrenzten Nische relevant sind, bedeutet dies nicht, dass sie unwichtig sind. Da die Anzahl Personen, die in der Forschung tätig sind, seit Jahren steigt, sind außerdem mehr interessante Resultate auf der Suche nach einem Publikum.

Sich von den Raubtieren abgrenzen

Das Wild West Umfeld zieht aber nicht nur noble Charaktere an, die beabsichtigen den Wissensaustausch zu fördern. Viele Neuerscheinungen unter den Journals gehen auf räuberische Organisationen oder Personen zurück, welche aus Profitgier auch schlechte Artikel veröffentlichen und keinerlei Qualitätssicherung vornehmen. Eine respektable Neuerscheinung sollte zweierlei leisten: Publizierte Artikel mögen zwar nicht so spektakulär sein, wie jene in den Hochglanztiteln des Feldes, sie müssen aber unbedingt denselben Qualitätsansprüchen gerecht werden. Das neue Journal sollte daher ein angemessenes Peer Review organisieren, was vor allem bedeutet: Die Redaktion und die Reviewer, mit denen zusammengearbeitet wird, müssen die nötige Expertise und die entsprechende Erfahrung mitbringen. Die zweite Aufgabe liegt darin, die hohe Qualität zu kommunizieren. Bei der gegenwärtigen „Literaturschwemme“ sind Wissenschaftler meist nicht gewillt, ihre Zeit auf Artikel aus unbekannten Journals zu verwenden. Geht eine Neuerscheinung aber auf einen im Feld bereits etablierten Namen zurück, so kann dies ein echter Türöffner sein.

Gesundheitsorganisationen als Herausgeber

Etablierte Organisationen im Gesundheitswesen sind geeignete Kandidaten, um solche Namen zur Verfügung zu stellen und die Qualität des neuen Journals zu garantieren. Viele Betreiber von Spitälern, Kliniken und Heimpflege sind auch in der medizinischen Forschung aktiv und wollen ihre Resultate publiziert sehen. Ein eigenes Journal kann da eine sinnvolle Ergänzung zu den existierenden Titeln sein und zusätzlich dabei helfen, den eigenen Ruf zu fördern. Aurora hat jüngst entschieden, diesen Weg zu gehen und macht dabei zwei Dinge richtig: Der Fokus ihres neu lancierten Titels „Journal of Patient-Centered Research and Reviews“ ist eng genug gesetzt, um ein definiertes, eingeschränktes Publikum anzusprechen. Der Themenschwerpunkt jeder Ausgabe verstärkt diesen Effekt. Die größere Zuversicht, Forschung im definierten Gebiet veröffentlichen zu können, kann dabei helfen, bedeutende Wissenschaftler des Feldes anzulocken. Die Basis für eine Stärkung der eigenen Forschung ist gelegt! Des Weiteren werden die hauseigenen Forschenden explizit ermutigt, ihre Artikel nach Möglichkeit in profilierteren, etablierten Journals unterzubringen. Damit werden den Karriereambitionen der Mitarbeiter keine Steine in den Weg gelegt und das neue Journal positioniert sich da, wo es benötigt wird: Beim Schaffen von Öffentlichkeit für kleinere, aber wichtige Studien und Experimente. Die nicht-profitorientierte Natur von Aurora ermöglicht die übersichtlichen Auflageziele des neuen Journals, und somit, dieser Aufgabe treu zu bleiben.

Back to the roots: Verlässliche Qualität für das richtige Publikum

Die schädlichen Wucherungen der Wild West Mentalität sind insbesondere im Bereich der medizinischen Forschung besonders ausgeprägt. In einem Umfeld, das traditionell auf Prestige basiert, kann ein klingender Name die Seriosität eines neuen Journals unterstreichen. Eng spezialisierte Titel, die Qualität garantieren können, haben eine bedeutende Rolle darin zu spielen, Forschungserkenntnisse auf die Schreibtische jener Personen zu bringen, für die sie interessant sind. Dies ist ein wichtiger Vorgang, sowohl für Leser wie auch für Autoren und ist die eigentliche Grundidee der Branche. Dass Gesundheitsorganisationen diese Rolle vermehrt wahrnehmen, ist für alle Beteiligten eine potentiell positive Entwicklung.

Wer ist der Autor?

Nur selten entsteht ein Paper durch die Arbeit einer Einzelperson. Im Normalfall handelt es sich um eine Gruppenleistung, oft sind mehrere Labors oder Institute involviert, manchmal sogar Teams aus verschiedenen Disziplinen. Da es keine bindenden Richtlinien und nicht einmal eine einheitliche Konvention darüber gibt, wer es verdient, als Autor genannt zu werden, kommt es diesbezüglich hinter den Kulissen oft zu Konflikten. Nicht nur die Frage, wer die Autorenschaft verdient, kann zum Streitpunkt werden, auch die Reihenfolge der Nennung wird zum Thema.

 

Klar ist bei der Reihenfolge der Autoren nur soviel: Sie ist wichtig

Dem erstenAuthorship und letzten Namen kommt eine besondere Bedeutung zu, die Mitte ist wenig begehrt. Dabei ist noch nicht einmal klar, was denn die „Randpositionen“ zu bedeuten haben! Einer Konvention zufolge hat der erstgenannte Autor, der dann in Zitaten am sichtbarsten ist („Mustermann et al.“), den wichtigsten Beitrag geleistet. Die letztgenannte Person ist oftmals der Vorsteher des Instituts, der die Gesamtübersicht haben sollte und von dem einige Journals die Zusicherung verlangen, alle Daten und Interpretationen überprüft zu haben. Dies wird aber längst nicht immer eingehalten, andere Möglichkeiten sind die Nennung in absteigender Reihenfolge des geleisteten Beitrags (ohne die Sonderstellung des Letztgenannten) oder eine alphabetische Reihenfolge. Das gewählte Modell explizit zu nennen ist zwar möglich, aber selten. Ob der „wichtigste Beitrag“ vom Projektleiter und Entscheidungsträger geleistet wurde, oder von der Person, die am meisten Zeit investiert hat, ist eine weitere Unsicherheit. Durch entsprechende Vermerke gleich mehreren Autoren den Status des „Erstgenannten“ zukommen zu lassen, ist eine eher neue Erscheinung. Mit der zunehmenden Popularität von kooperativer Forschung ist es wohl eine Frage der Zeit, bis auch mehrere „Letztgenannte“ auftauchen. Ob korrespondierender Autor zu sein eine besondere Würde oder eine reine Administrationsaufgabe ist, steht ebenfalls zur Diskussion, auch wenn ersteres die üblichere Interpretation ist.

Unklarheiten und unethische Tricks

Zu diesen Unklarheiten kommt bisweilen noch absichtliches Fehlverhalten, etwa bei der sogenannten Ehrenautorenschaft. Dabei wird der Autorenliste noch ein „großer Name“ beigefügt, auch wenn diese Person kaum oder gar nicht an der Forschung beteiligt war. Mitunter weiß der Ehrenautor noch nicht einmal von seinem Glück. Diese bizarre Art, von der Reputation einer Koryphäe zu profitieren, findet laut einer Untersuchung bei jedem sechsten Artikel Anwendung. Besonders frustrierend für den Doktoranden, der viel Zeit und Energie investiert hat und gar nicht, oder nur in der Danksagung erwähnt wird! Licht ins Dunkel bringen können in dieser verworrenen Situation Journals, Institute und Forschende selbst.

Klarheit schaffen können Journals, Institute oder Forschende

Pioniere unter den Redaktionen machen der Spekulation darum, wer was geleistet hat, ein Ende, indem sie zu jedem Autor eine kurze Stellungnahme verlangen, die den jeweiligen Beitrag zum Artikel erläutert. Einige Journals veröffentlichen diese Statements (etwa das Journal of the American Medical Association, das British Medical Journal oder Radiology), andere verwenden sie nur intern (so wie Science, Nature und Proceedings of the National Academy of Sciences).

Manche Hochschulen oder Institute haben ein Punktesystem entwickelt, indem beispielsweise 200 Punkte für die Datenanalyse je nach Beitrag auf die Personen aufgeteilt werden, die zu diesem Schritt beigetragen haben. Weitere Punkte gibt es für Idee, Design, Verfassen des Artikels, etc. Wer eine gewisse Mindestpunktzahl erreicht, wird als Autor aufgeführt, die Reihenfolge der Autoren kann ebenfalls nach Anzahl Punkten erfolgen. Solche Systeme können aber auch zu einer Scheinobjektivität führen, die das Problem nur verschiebt. Die Entscheidung darüber, wer wie viele Punkte erhält, bietet nach wie vor Konfliktpotential.

Geben weder der Arbeitgeber noch das angestrebte Journal klare Richtlinien vor, macht es Sinn, die Frage der Autorenschaft, die Namen in der Danksagung und die Reihenfolge der Nennung schon frühzeitig innerhalb des Forscherteams zu besprechen, um spätere Enttäuschungen und Konflikte zu vermeiden. Kann keine einhellige Lösung gefunden werden, ist der Beginn eines Projekts auch der beste Zeitpunkt, die Ombudsstelle, Beratung oder Institutsleitung zu kontaktieren, welche an den meisten Einrichtungen für solche Fälle zur Verfügung stehen.

Diese individuellen Lösungen tragen jedoch wenig zu einem allgemeinen Standard bei, der die Verwirrung beenden könnte. Verschiedene Richtlinien wetteifern gegenwärtig darum, eine konkrete Etikette zu etablieren und tragen damit nur noch mehr zur unklaren Lage bei. Erfolgsaussichten haben am ehesten noch fachspezifische Konventionen. Unglücklich wäre, wenn eine potentielle Neuauflage einer informellen Umfrage aus dem Jahr 1995 zum selben Schluss käme, wie das Original: Dass nicht einmal Redaktoren von Journals eines genau abgegrenzten Bereiches sich darüber einig sind, was die Liste und Reihenfolge der Autoren zu bedeuten hat!

Räuberische Journals und ihre dilettantischen Täuschungsversuche

publish-fakeDie Fakten sind längst auf dem Tisch und mittlerweile ist jedem Akademiker klar: Es gibt Journals, die besonderen Wert auf eine große, breite Leserschaft und atemberaubende Inhalte legen. Es gibt Titel, die sich dem wissenschaftlichen Fortschritt verschrieben haben. Und dann gibt es die Raubtiere unter den Journals. Wider jeglicher Moral, Täuschungsversuche inludiert. Gegen Bezahlung veröffentlichen sie eigentlich alles. Publikationsgebühren, die der Autor zu berappen hat, stehen kaum Ausgaben gegenüber, es entsteht ein hübscher Profit. Autoren können der nächsten Bewerbung eine zusätzliche Publikation beifügen und kommen damit manchmal durch, schaden bei Entdeckung aber ernsthaft ihrer Karriere.

Neue Journals erblicken nicht zuletzt aufgrund der Kosteneinsparungen des elektronischen Publizierens schon fast täglich das Licht der Welt, stehen jedoch erst einmal im Generalverdacht, nur aufs Geld aus zu sein. In besonderem Maß trifft dies auf Open Access Titel zu, denn was eine echte Innovation bedeuten könnte, muss sich gegenwärtig mühsam aus der Schattenwelt heraus kämpfen. Forschende, die schon längst Mühe haben, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben, müssen neben echten Papers zusätzlich viel Wertloses durchkämmen. Wissenschaftler mit echten neuen Erkenntnissen sind gezwungen, mehr Recherche zu betreiben, um die schädlichen Journals vermeiden zu können. IIFS verkauft mittlerweile sogar gefälschte Impact Factors. Für alle Beteiligten sind die Graubereiche zwischen Journals mit wissenschaftlichem Gehalt und Publikationsfabriken ohne Review und ohne wirkliche Redaktion eine düstere Angelegenheit. Einfache Lösungen wird es nicht geben. Um der Situation dennoch eine (wenn auch minimale) positive Seite abzugewinnen, beschäftigen wir uns nachfolgend mit den komödiantischen Stilblüten und Absurditäten, die die Raubtierjournals uns bieten. Jene Titel also, die sich niveaumässig weit unterhalb des Graubereichs tummeln.

  • Ein Journalist hat ein gelinde gesagt nicht ganz problemfreies Paper angefertigt. Zu drei Vierteln aus direkten Plagiaten. Jeweils zur Hälfte aus einem Paper über Bodenqualität und einem über Blutstrukturen, mit einer Bibliographie aus der Önologie und Grafiken aus der Astronomie. Die seismischen Blutplättchen hat er gleich selber erfunden, ebenso die Wüste, auf welche sich sein Artikel bezieht, seine angebliche Universität und seinen Koautor. Resultat? Aus 18 angeschriebenen Journals waren nach dem „Review“ nur zwei nicht mit einer sofortigen Veröffentlichung einverstanden, eines bot sogar an, nötige Änderungen gleich selbst vorzunehmen. Und dann gab es für den „Autoren“ noch ein Jobangebot als Redaktor.
  • In einem ähnlichen Experiment (diesmal wurden Krebs heilende Substanzen in Flechten „entdeckt“) fand sich unter der Hälfte der 350 angeschriebenen Publikationen, die den Druck des schlechten, offensichtlich erfundenen Artikels gerechtfertigt sahen, das Journal of Experimental & Clinical Assisted Reproduction. Bleibt zu hoffen, dass die Redaktion nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen Reproduktion, Krebs und Flechten erkennt!
  • Ein spitzbübischer Streich wurde einem akademischen Verlag vom Durchführenden dieses Experiments gespielt. Im veröffentlichten, gedruckten Text findet sich der Satz: „Dies wird wohl kein Reviewer jemals lesen.“ Wie wahr!
  • Das Center for Promoting Ideas, welches mehrere Journals veröffentlicht, hat offensichtlich seinen Namen zur amerikanischen Schreibweise geändert, nachdem die britische Variante „Centre“ trotz Adresse in New York eine Vielzahl an Statements hervorgerufen hatte. Der Chefredaktor mit dem etwas verdächtigen Namen „Dr. John Smith, Jr.“ durfte allerdings bleiben. (Falls Sie Interesse an einem Redaktorenposten haben: Das CPI sucht zur Zeit noch Kollegen für Dr. Smith!)
  • Das International Journal of Arts and Commerce teilt sich seine Adresse mit einem Büro, welches internationale Geldtransfers anbietet. Merkwürdig, nicht?
  • Ein weiterer Kandidat, der deutliche Probleme mit der Rechtschreibung, aber auch mit Copyright Gesetzen hat, ist The International Journal of Science and Technoledge (ja, Technolegde…). Ein Auszug aus der betreffenden Website: „Licensed under Creative Commons, protected by Copyscape, do not copy“. Zu deutsch: „Kopieren erlaubt, bitte nicht kopieren!“

Die Liste könnte fast beliebig fortgesetzt werden, denn zu schmunzeln gibt es im Wilden Westen der akademischen Publikationen so einiges. Wirklich lustig ist der Stand der Dinge aber eindeutig nicht. Leider bleibt den Autoren, Lesern und Entscheidungsträgern bei Einstellungen und Fördergeldvergaben daher nur eines übrig: Jeden Artikel und jedes Journal, welches auf ihrem Schreibtisch landet, einzeln zu evaluieren. Die Probleme sind dabei allerdings nicht immer so offensichtlich wie bei den obigen Beispielen. So war Open Access eigentlich nicht gedacht.

Schreiben und schreiben lassen: Nicht immer hat der Autor wirklich mitgeforscht

Ein Ehrenautor erscheint trotz geringerscientific-authorship Leistung als Autor eines Papers, ein Ghostwriter verzichtet trotz substantiellen Beiträgen auf eine Nennung. Wie oft stimmen eigentlich die Namen auf dem Paper mit denen auf dem Laborkittel überein?

Gefährliche Geisterhand

Ghostwriter tauchen eher bei Arbeiten auf, die der akademischen Qualifizierung dienen. Sie erlauben es, sich von der lästigen Leistungspflicht freizukaufen (nämlich für eine vollständige Doktorarbeit zum Preis von etwa 25.000 Euro). Mit dem zunehmenden Einsatz von Antiplagiatssoftwares wird die Problematik in diesem Segment künftig eher noch zunehmen. In Papers, Artikeln und Konferenzbeiträgen geht es nur zweitrangig um Geld. Besonders in den Fachgebieten der Pharmazie und Medizin wird der wahre Autor bisweilen vertuscht, um Interessenskonflikte zu verheimlichen, etwa wenn gewinnorientierte Pharmafirmen in einer Studie mitmischen. Geld fließt dann mitunter in die entgegengesetzte Richtung: Vom Schreibenden zum „Autor“, der seinen Namen zur Verfügung stellt, um Objektivität vorzutäuschen. Um so gefährlicher und potentiell schädlicher sind die Vorfälle hier, zur ethischen Dimension kommt eine legale. Aus einer Umfrage der New York Times geht hervor, dass bis zu 10% der Artikel in prestigeträchtigen Medizinjournals von dieser Form des Betrugs betroffen sind. Schockierend!

Unehrenhaft hinters Licht geführt

Ein Ehren- oder Gastautor kommt hingegen zum Einsatz, wenn aus einem Namen oder einer Position Vorteile gezogen werden können. Oft werden Vorsteher von Forschungsstätten oder Instituten in Werken, die aus ihrer Einrichtung kommen, fast schon standardmäßig als Autor aufgeführt, selbst wenn sie an einem bestimmten Projekt nur am Rande beteiligt waren. Ihre Publikationsliste verlängert sich dadurch, das Paper wird ernster genommen. Win-win? Die Konsequenzen sind hier zwar weniger gravierend als beim Einsatz eines Ghostwriters. Als harmlosen Gefallen, der einem verdienten Kollegen getan wird, womit das Phänomen bisweilen gerechtfertigt wird, darf es aber sicherlich nicht durchgehen. Nehmen beispielsweise Reviewer an, dass ein prominenter Vertreter des Faches die Daten und Schlüsse bereits gutgeheißen hat, so arbeiten sie möglicherweise weniger genau. Die Ehrenautorschaft scheint noch geläufiger zu sein als der Einsatz eines Ghostwriters, geben doch in einer weiteren Umfrage (ebenfalls im Bereich der Medizin) doppelt so viele Autoren an, auf diese List zurückzugreifen. Bei Artikeln mit neuen Forschungserkenntnissen (also unter Ausschluss von Metastudien, Kommentaren, etc.) tritt dieses Fehlverhalten sogar bei jedem vierten Artikel auf! Kein Wunder zweigt sich ein enger Personenkreis von unter einem Prozent der weltweit aktiven Forscher für 40% der veröffentlichten Papers mitverantwortlich! Während Ghostwriter in den letzten Jahren seltener geworden sind, lassen die Daten bei Ehrenautoren leider keine abnehmende Tendenz erkennen.

Stopp, bevor es zu spät ist!

Höchste Zeit, die Problematik anzugehen. Viele Journals haben explizite Formulierungen über die nötige Ehrlichkeit im Bezug auf genannte Autoren in ihre Verträge und Geschäftsbedingungen aufgenommen, einige verwenden Zeit und Energie auf die Überprüfung und Durchsetzung. Ghostwriting kommt bereits zunehmend seltener vor, zumindest bei Artikeln mit Peer Reivew. Vorstellbar ist, dass ein potentieller großer Gerichtsfall diese Entwicklung beschleunigen würde. Auch im Zusammenhang mit Gast- und Ehrenautoren sind prominente Skandale denkbar. Man stelle sich vor, in einem Artikel, der beispielsweise einen Nobelpreisträger als Autor nennt, würden signifikante Mängel festgestellt. Dass die Selbstregulierung der akademischen Gemeinde Wirkung zeigt, bevor solche Szenarien eintreten, kann gegenwärtig leider nur gehofft werden.