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Cited Half-Life: Was lange währt wird endlich gut

Beim Cited Half-Life-Wert handelt es sich mehr oder weniger um das Haltbarkeitsdatum akademischer Arbeiten. Ein hoher Wert bedeutet, dass Artikel auch lange nach ihrer Veröffentlichung noch konsultiert und zitiert werden.

Die Details der Berechnung

Die bewertete Einheit bildet behalflifeim aggregierten Cited Half-Life-Wert gleich eine ganze Fachrichtung. Beim Cited Half-Life-Wert selbst stellt (wie beim Impact Factor) das Journal und nicht etwa ein einzelner Artikel die Grundmenge dar, die untersucht wird. Zur Berechnung der Halbwertszeit werden alle Papers herangezogen, die im letzten Jahr in Journals publiziert wurden und im Web of Science indexiert sind. Die Zitate, die in diesen Artikeln vorkommen, werden jenen Journals zugeordnet, auf welche sie verweisen. Es wird also eine Liste gebildet von allen Zitaten, die ein Journal im letzten Jahr auslösen konnte, egal ob es aktuelle oder längst archivierte Ausgaben des Titels waren, die Beachtung fanden. Die Liste enthält für jedes Zitat auch die Angabe darüber, auf welchen konkreten Artikel des Journals sie sich beziehen, und in welchem Jahr dieser erschienen ist. Anschließend wird unter Verwendung des Medians das „durchschnittliche“ Erscheinungsjahr berechnet..

Würden beispielsweise Autoren, die im Jahr 2014 Artikel in irgendeinem Journal veröffentlichen konnten, nur die 2013er Ausgaben von Journal A zitieren, während sie frühere Ausgaben von Journal A komplett verschmähen, so käme der Cited Half-Life-Wert von Journal A auf 1 zu liegen. Werden hingegen im Jahr 2014 oft Artikel zitiert, die in Journal B während den 90er Jahren erschienen sind, so hätte Journal B einen hohen Cited Half-Life-Wert.

Diese Kennzahl ist nicht zu verwechseln mit dem Citing Half-Life-Wert, welcher umgekehrt misst, ob sich Journal C eher auf alte oder auf sehr aktuelle Papers bezieht.

Die Interpretation

Eine lange Halbwertszeit geht meist mit knallenden Champagnerkorken einher. Die akademische Welt hält sich eher streng an das Mantra „Neuer ist besser“, beinhaltet es doch das Konzept vom schrittweisen Fortschritt, welches der Forschung zugrunde liegt. Wird ein Artikel auch nach Jahren noch oft zitiert, so handelt es sich offensichtlich um eine Grundsatzarbeit, deren revolutionärer Inhalt die mangelnde Aktualität wettmacht. Solchen Lesestoff will selbstverständlich jeder Verlag durch seine Pressen jagen. Der Cited Half-Life-Wert erlaubt jedoch auf keinen Fall Vergleiche zwischen Journals über verschiedene Fachgebiete hinweg. Während sich etwa im Pharmabereich die Ereignisse überschlagen und Studien schnell veralten, bleiben beispielsweise im Ingenieurwesen neue Erkenntnisse deutlich länger relevant.

Sinnvolle Ergänzung zum Impact Factor

Interessanterweise hat diese Untersuchung in verschiedenen Fachrichtungen einen negativen Zusammenhang zwischen Impact Factor und Cited Half-Life festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass die Binsenweisheit, wonach Artikel, die oft zitiert werden, gute Artikel sind, nur die halbe Wahrheit ist. Wenn „Kassenschlager“ schneller in Vergessenheit geraten oder rasch von neueren Untersuchungen überlagert werden, so gibt die anfängliche Euphorie tatsächlich nicht die wahre Bedeutung des Artikels wieder. Entsprechend bildet der Cited Half-Life-Wert eine sinnvolle Ergänzung zum Impact Factor, welcher nur jenen Zitaten Beachtung schenkt, die innerhalb von zwei Jahren erscheinen. Frei von den bekannten Problemen ist diese ergänzende Kennzahl jedoch nicht: Am schwersten wiegt wohl, dass sich auch sie nur bedingt für die Evaluation eines bestimmten Artikels eignet. Ein Blick auf die Halbwertszeit lohnt sich dennoch etwa für jene, die die Stunden optimieren wollen, die sie investieren, um „auf dem Laufenden zu bleiben“. Speziell junge Forscher können Cited Half-Life-Werte als Richtlinie verwenden, während sie ihre Lesegewohnheiten noch formen.