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Tipps zur Überarbeitung von Inhalt und Struktur

Wissenschaftliche Arbeiten sind oft durch einen zu hohen Abstraktionsgrad und der Verwendung umständlicher oder komplizierter Formulierungen gekennzeichnet. Leserliches Schreiben wird mit Ausnahme von einigen Seminaren in der wissenschaftlichen Theorie und Praxis vernachlässigt. Forscher konzentrieren sich bei ihren Arbeiten auf Hypothesen-Generierung und –Verifikation und übersehen dabei gerne, dass der formale Inhalt und die Struktur für die Publikation eines Artikels mindestens ebenso entscheidend sind wie die wissenschaftliche Leistung an sich.

Lesbares Schreiben wird schlichtweg vergessen. Eine lebendige Kommunikation mit dem Leser, Information und Überzeugung gepaart mit Nachvollziehbarkeit der Thesenpräsentation taucht so gut wie nicht auf. Vielmehr scheint sich der Gedanke zu halten oder sogar eine Tradition auszubilden, dass Konfusion, Vernebelung und Irreführung in Rhetorik und Schreibstil Ziel wissenschaftlicher Arbeit sein sollte. Es scheint als würde folgendes gelten: Umso komplizierter die Formulierung, um so wissenschaftlich hochtrabender der Gehalt des Artikels.

Gleichzeitig, so paradox es klingt, bevorzugen Wissenschaftler bei ihren eigenen Lesen einfache und flüssig formulierte Artikel, haben aber selbst eine Tendenz in ihrem Schreibstil genau das gegenteilige Mantra zu verfolgen. Ein wissenschaftliches Lektorat durch einen Muttersprachler kann hier vieles glätten und auf Formulierungsverbesserungen hinwirken. Ebenso können selbst geringfügige Strukturänderungen an einem Dokument die Lesbarkeit und damit die Chancen der Publikationswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen.

Versetzt sich ein Autor in die Peer Reviewer hinein, die regelmäßig eine enorme Anzahl an Artikeln zunächst lediglich zu lesen haben, wird das Verlangen nach Klarheit und Stringenz in Inhalt und Formulierung deutlich. Leserliches Schreiben kann ein – wenn nicht der – entscheidende Vorteil sein, welcher zur Annahme eines Artikels durch ein Journal führt. Komplexes, vielschichtiges Schreiben, zusammengefasst durch lange Sätze, die zur Unübersichtlichkeit durch Untergliederung in Teilsätze gebunden werden, sollte man der Belletristik und dem Feuilleton überlassen – dort gehören sie hin.

Da sich Traditionen nur schwer ändern lassen, ermöglicht ein zweiter Blick auf ein Manuskript durch Lektoren, die in Formulierung und Schreibstil geschult und gewandt ist, eine deutliche Verbesserungsmöglichkeit von der eigenen Prosa hin zu einem wissenschaftlich verfassten Schreib- und Inhaltsstil. Einhergehend mit stilistischen Änderungen werden oft strukturelle Umgruppierungen an dem Text offensichtlich und möglich. Leserliches Schreiben ist somit weit weniger Selbstzweck als auch inhaltlich-strukturelle Verbesserung des ganzen Manuskriptes. Derartige Veränderungen können, so die Meinung vieler Herausgeber, selbst einem wissenschaftlich schwächerem Manuskript zu einem Publikationserfolg verhelfen. Eher als es eine unleserlich geschriebene Meisterleistung der Forschung zu vollbringen vermag.

Der Peer Review Prozess

Der Peer Review Prozess stellt sowohl Muttersprachler („native language speaker“) als auch Zweitsprachler („second language speaker“) vor immer wiederkehrende neue Herausforderungen. Nach der Identifizierung des geeigneten Publikationsorgans für die wissenschaftliche Arbeit müssen die Rahmenbedingungen hinsichtlich Struktur und Inhalt (beispielsweise Zusammenfassung, Zitierungsvorschriften, Anforderungen an Grafiken und Tabellen) angepasst und eingehalten werden. Zweitsprachler stehen zudem vor Problemen wie korrekter Syntax und Grammatik. Ein Lektorat Service kann bereits bei der Manuskriptbearbeitung, d.h. noch vor der Einreichung, unterstützend tätig werden, um oben genannte Aspekte zu beachten.

Strukturell gliedert sich der Peer Review Prozess in die Schritte

Abgabe des Artikels

  • Erste Begutachtung hinsichtlich thematischer Passgenauigkeit und wissenschaftlicher Qualität
  • Ablehnung oder Übergabe an Begutachter
  • Überprüfung der
    • Signifikanz
    • Präsentation
    • Wissenschaftlichkeit
    • Evidenz
    • Argumentation & Beweisführung
    • Theoretischer Gehalt
    • Länge
    • Wissenschaftsethische Aspekte
  • Bewertung durch Begutachter
    • Akzeptanz
    • Revision
    • Ablehnung
    • Entscheidung durch den Herausgeber
  • Entgültige Entscheidung durch den Herausgeber
  • Absprache hinsichtlich Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Veröffentlichung

Des Weiteren können in Abhängigkeit des Publikationsorgans, unterschiedliche Arten von Peer Review Prozessen durchlaufen werden. Diese gliedern sich in:

  • der Autor kennt den Namen des Begutachters nicht, der Begutachter sieht aber den Namen des Autors
  • Autor und Begutachter sind beide anonymisiert „Double blind review”
  • Autor und Begutachter werden namentlich genannt „Open Review“

Jede dieser Spielarten hat spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Abgabe eines Manuskriptes beachtet werden müssen.

Ebenso wie der Autor eines Artikels bestimmten formalen und inhaltlichen Zwängen unterworfen ist, müssen die Begutachter spezifischen Richtlinien folgen. Ein Lektorat, das einen mit dem Wissenschaftsfeld und -prozess vertrauten Muttersprachler einsetzt, kennt sowohl die Vor- und Nachteile der jeweiligen Review Art und kann somit bereits vor dem Peer Review Prozess steuernd eingreifen.

Die Quote der Absage liegt im ersten Schritt in der Regel weit über 70 Prozent. Von den verbleibenden Artikeln werden nochmals mindestens 50 Prozent nicht für eine Veröffentlichung angenommen. Kriterien sind insbesondere mangelnde Originalität und Fehlen einer inhaltlich hinreichenden Aussage.

Da die Anzahl der eingereichten Artikel ein nicht geringes Volumen umfasst und Peer Review eine philanthropische Aufgabe für Wissenschaftler darstellt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel umgehend beiseitegelegt und damit abgelehnt ist, die Regel. Kommt es nicht zu einer initialen Ablehnung, dauert der Prozess, bis ein Artikel letztendlich abgelehnt oder angenommen wird, bis zu zehn Wochen.

Während dieser Zeit besteht keine Möglichkeit auf den Prozess Einfluss zu nehmen und eine Einreichung bei einem konkurrierenden Journal ist untersagt. Sollte es für einen Artikel zu mehreren nacheinander folgenden Einreichungen mit Ablehnungen kommen, kann im schlechtesten Fall die Aktualität und Originalität der Publikation erheblich beeinträchtigt sein.

Tipps für Erstautoren

Der Weg zur erfolgreichen Publikation einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit kann für Autoren, insbesondere am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere, oft steinig sein. Neben den Fragen der Thesengenerierung und -ausarbeitung stellt sich die Frage des adäquaten Journals, der angemessenen Strukturierung und der inhaltlichen Ausarbeitung der Arbeit.

Erfahrene Wissenschaftler sind mit diesen inhaltlichen Aspekten vertraut und können auf ihre Erfahrungen hinsichtlich des formalen Publikationsprozesses (Peer Review Verfahrens) zurückgreifen. Unerfahrene Wissenschaftler sind noch nicht soweit und kommen deshalb innerhalb des Peer Review Verfahrens, welches durch mehrfaches Rückfragen und Korrekturvorschläge oft langwierig und mühsam sein kann, an ihre Grenzen. Sie erreichen den Punkt des „publish-or-perish“.

Ein Lektorat kann den Wissenschaftler vor diesem kritischen Punkt bewahren. Aber nicht nur in diesem Fall ist ein Lektorat zu empfehlen. Auch für Wissenschaftler, die sich gerade in ihrem Promotionsvorhaben befinden, zahlt sich ein Lektorat oder ein englisches Lektorat, abhängig von den Vorgaben, aus. Insbesondere in Bezug auf die Benotung, die für die weitere wissenschaftliche Karriereentwicklung von wesentlicher Bedeutung ist.

Aller Anfang ist schwer, aber die „Veteranen“ des Wissenschaftsbetriebes können häufig entscheidende Verbesserungsvorschläge geben, die bereits vor der Formulierung des ersten Satzes einer Arbeit ansetzen. Nichts geht über ein umfangreiches und umfassend ausgearbeitetes Gedankenexperiment. Je öfter ein Autor diesen Prozess durchläuft, umso leichter fällt die Selbstdisziplinierung, sich auf ein Argument in einem Artikel zu beschränken und dies dann konsequent und konsistent zu verfolgen.

Da ja auch die Promotionsarbeit als Grundlage zur Veröffentlichung von Artikeln dient, bietet sich hier – insbesondere für eine zweitsprachlich verfasste Dissertation – ein englisches Wissenschaftslektorat an. Mit Hilfe von erfahrenen Autoren können zahlreiche Klippen erfolgreich umschifft werden und der Prozess des Schreibens unterstützen und begleiten.

Abschließend noch ein paar praktische Tipps, damit das Schreiben zur Routine wird:

Definieren Sie für sich ein tägliches, selbst festgelegtes Schreibpensum. Orientieren Sie sich an bereits veröffentlichten Artikel im gleichen Journal. Starten Sie mit der Gliederung, dem Format, den Tabellen und Abbildungen. Dann fällt es leichter, die „Lücken“ zu füllen, da diese nun kleiner sind. Achten Sie darauf,  sich klar auszudrücken, wenn Sie Ratte meinen, schreiben Sie Ratte und nicht Wirbeltier. Und nicht zu vergessen, dass auch der Biorhythmus Einfluss auf die Formulierungskreativität von Autoren hat.

Die Rolle des Herausgebers

Der Herausgeber ist die zentrale Person, die einem wissenschaftlichen Journal die inhaltliche Richtung  der zu veröffentlichenden wissenschaftlichen Themen vorgibt. Dabei ist es ratsam, eine gewisse Kontinuität gegenüber den Manuskriptrichtlinien der vorherigen Herausgeber zu wahren und gleichzeitig die eigene Handschrift einfließen zulassen. Über die Gestaltung der inhaltlichen Ausrichtung hinaus ist der Herausgeber aber auch für die Auswahl der Peer Reviewer und anderer am Publikationsprozess beteiligten Personen verantwortlich. Ebenso für deren Kommunikation mit dem Verlag, um einen kontinuierlichen Publikations- und Peer Review Prozess zu garantieren und Verzögerungen zu vermeiden.

Bei einer Übernahme der Herausgeberschaft muss die bisherige Positionierung des Journals innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft beachtet werden, insbesondere die Wünsche und Bedürfnisse der Leserschaft. Die Qualität der Arbeit eines Herausgebers wird gemessen an der Entwicklung der Zahl der Abonnemente, am „Impact Factor“und am „Science Citation Index“ und ist für ihn so kritisch wie der Peer Review für einen Autor.

Um einen Herausgeber, der letztendlich die Entscheidung zur Veröffentlichung jedes Artikels trifft, von dem wissenschaftlichen Gehalt und der Passform des Manuskriptes gerade für sein Journal zu überzeugen, ist es von Vorteil, ein muttersprachliches Korrektorat und Lektorat bereits in den ersten Stufen der Manuskriptgenerierung heranzuziehen. Lektoren, die mit den Hürden des Publikationsprozesses vertraut sind, können die Ansprüche und Vorstellungen eines Herausgebers oftmals besser einschätzen als der Wissenschaftler, der hauptsächlich auf die Publikation seines Manuskriptes fixiert ist.

Um einen Herausgeber besser einschätzen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein guter Anhaltspunkt für die persönlichen Interessen und wissenschaftliche Zielrichtung, die ein Herausgeber seinem Journal geben will, ist seine Stellungnahme, die er bei der Übernahme der Herausgeberschaft im Vorwort des Journals veröffentlicht hat. Desweiteren können auch die Präferenzen des Herausgebers aus der bisheriger Forschung eruiert werden. Dies kann – zu mindestens – ein vager Leitfaden sein, der jedoch nicht zwangsläufig die eindeutige Ausrichtung des Journals widerspiegelt. Vergessen Sie aber nicht, dass der Herausgeber sich in einer genealogischen Rolle in der historischen Abfolge bisheriger Herausgeber sieht (bewahren und weiterentwickeln sind die einschlägigen Verben), somit können auch frühere Ausgaben des Journals zur Orientierung herangezogen werden.

So erreichen Sie Ihre Zielgruppe

Bevor Sie einen wissenschaftlichen Artikel schreiben, müssen Sie eine klare Vorstellung davon haben, für welche Leser Ihr Artikel bestimmt sein soll und dann können Sie das geeignete Journal auswählen. Aber Sie müssen auch die Organisation, den Präsentationsstil und die Tiefe des Artikels der Zielgruppe anpassen. Organisieren Sie am besten zuallererst die Gesamtstruktur für das Manuskript (welches spezifische Thema oder Teilbereich) und dann schreiben Sie den präzisen Inhalt zu Ende.

Artikel können weitgehend in zwei Kategorien eingeteilt werden – für Experten oder für eine breiter gefächerte Leserschaft, die Laien.
Wenn ein Experte ein Manuskript liest, verfolgt er wahrscheinlich eines der folgenden Ziele:

  • Er möchte seinen Kenntnisstand und sein Verständnis über ein spezifisches Thema oder Fachgebiet aktualisieren oder erweitern
  • Er möchte etwas über neue Konzepte oder Techniken lernen oder detaillierte Informationen über bestehende Konzepte oder Techniken einholen
  • Er sucht nach Lösungen von Problemen, die im Verlaufe seiner Arbeit aufgetreten sind
  • Er möchte den qualitativen Inhalt des Artikels evaluieren

Sollten Sie Konzepte, Methoden oder Ergebnisse für die Untergruppe der generellen Experten („general experts“) schreiben, müssen Sie ausreichend Hintergrundinformationen, einschließlich fachbezogener Konventionen und Terminologie, mitliefern. Das ist normallerweise für die zweite Untergruppe der spezialisierten Experten („specialized experts“) nicht nötig, da Sie hier davon ausgehen können, dass diese ein sehr umfangreiches Wissen haben. Jedoch ist es von essentieller Bedeutung, in beiden Fällen eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Teile der Arbeit und Prozesse anhand von entsprechenden Abbildungen und Tabellen darzustellen.

Wenn ein Laie Ihren Artikel liest, dann zumeist aus mehreren Gründen:

  • Um sein Allgemeinwissen zu erweitern
  • Um mehr über die Grundlagen und den aktuellen Wissensstand in einen spezifischen Gebiet zu lernen, durchaus mit dem Ausblick Fachkenntnis zu erlangen
  • Um spezifische Konzepte oder Methoden zu verstehen, mit dem Ziel, diese in bestimmten Situationen dann selbst anzuwenden

Laien besitzen nur etwas oder gar kein Wissen über ein Fachgebiet oder spezielles Thema. Deshalb sollten die Hintergrundinformationen ausführlich und leicht verständlich dargelegt werden, da Sie nicht von einem Vorwissen ausgehen können. Technische Begriffe sollten – wenn überhaupt – nur geringfügig benutzt und sorgfältig erklärt werden. Versuchen Sie Beispiele oder Analogien zu verwenden, mit denen die Menschen vertraut sind, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Präsentieren Sie auch hier Abbildungen, die das Basiskonzept und die spezifischen Ergebnisse darstellen.

Unabhängig davon, ob Sie den Experten oder den Laien erreichen wollen, ist es wichtig, dass der Artikel in Einklang mit dem Journalstil geschrieben ist. Sie können den Rat von Experten auf dem jeweiligen Gebiet heranziehen, aber auch eine Textkorrektur bzw. englische Textkorrektur durch ein Lektorat bzw. englisches Lektorat durchführen lassen. Beide Schritte verbessern die gesamte Lesbarkeit und Präsentation und wecken somit ein größeres Interesse bei den Lesern und erhöhen gleichzeitig den Impact Ihres Artikels.