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Wer ist der Autor?

Nur selten entsteht ein Paper durch die Arbeit einer Einzelperson. Im Normalfall handelt es sich um eine Gruppenleistung, oft sind mehrere Labors oder Institute involviert, manchmal sogar Teams aus verschiedenen Disziplinen. Da es keine bindenden Richtlinien und nicht einmal eine einheitliche Konvention darüber gibt, wer es verdient, als Autor genannt zu werden, kommt es diesbezüglich hinter den Kulissen oft zu Konflikten. Nicht nur die Frage, wer die Autorenschaft verdient, kann zum Streitpunkt werden, auch die Reihenfolge der Nennung wird zum Thema.

 

Klar ist bei der Reihenfolge der Autoren nur soviel: Sie ist wichtig

Dem erstenAuthorship und letzten Namen kommt eine besondere Bedeutung zu, die Mitte ist wenig begehrt. Dabei ist noch nicht einmal klar, was denn die „Randpositionen“ zu bedeuten haben! Einer Konvention zufolge hat der erstgenannte Autor, der dann in Zitaten am sichtbarsten ist („Mustermann et al.“), den wichtigsten Beitrag geleistet. Die letztgenannte Person ist oftmals der Vorsteher des Instituts, der die Gesamtübersicht haben sollte und von dem einige Journals die Zusicherung verlangen, alle Daten und Interpretationen überprüft zu haben. Dies wird aber längst nicht immer eingehalten, andere Möglichkeiten sind die Nennung in absteigender Reihenfolge des geleisteten Beitrags (ohne die Sonderstellung des Letztgenannten) oder eine alphabetische Reihenfolge. Das gewählte Modell explizit zu nennen ist zwar möglich, aber selten. Ob der „wichtigste Beitrag“ vom Projektleiter und Entscheidungsträger geleistet wurde, oder von der Person, die am meisten Zeit investiert hat, ist eine weitere Unsicherheit. Durch entsprechende Vermerke gleich mehreren Autoren den Status des „Erstgenannten“ zukommen zu lassen, ist eine eher neue Erscheinung. Mit der zunehmenden Popularität von kooperativer Forschung ist es wohl eine Frage der Zeit, bis auch mehrere „Letztgenannte“ auftauchen. Ob korrespondierender Autor zu sein eine besondere Würde oder eine reine Administrationsaufgabe ist, steht ebenfalls zur Diskussion, auch wenn ersteres die üblichere Interpretation ist.

Unklarheiten und unethische Tricks

Zu diesen Unklarheiten kommt bisweilen noch absichtliches Fehlverhalten, etwa bei der sogenannten Ehrenautorenschaft. Dabei wird der Autorenliste noch ein „großer Name“ beigefügt, auch wenn diese Person kaum oder gar nicht an der Forschung beteiligt war. Mitunter weiß der Ehrenautor noch nicht einmal von seinem Glück. Diese bizarre Art, von der Reputation einer Koryphäe zu profitieren, findet laut einer Untersuchung bei jedem sechsten Artikel Anwendung. Besonders frustrierend für den Doktoranden, der viel Zeit und Energie investiert hat und gar nicht, oder nur in der Danksagung erwähnt wird! Licht ins Dunkel bringen können in dieser verworrenen Situation Journals, Institute und Forschende selbst.

Klarheit schaffen können Journals, Institute oder Forschende

Pioniere unter den Redaktionen machen der Spekulation darum, wer was geleistet hat, ein Ende, indem sie zu jedem Autor eine kurze Stellungnahme verlangen, die den jeweiligen Beitrag zum Artikel erläutert. Einige Journals veröffentlichen diese Statements (etwa das Journal of the American Medical Association, das British Medical Journal oder Radiology), andere verwenden sie nur intern (so wie Science, Nature und Proceedings of the National Academy of Sciences).

Manche Hochschulen oder Institute haben ein Punktesystem entwickelt, indem beispielsweise 200 Punkte für die Datenanalyse je nach Beitrag auf die Personen aufgeteilt werden, die zu diesem Schritt beigetragen haben. Weitere Punkte gibt es für Idee, Design, Verfassen des Artikels, etc. Wer eine gewisse Mindestpunktzahl erreicht, wird als Autor aufgeführt, die Reihenfolge der Autoren kann ebenfalls nach Anzahl Punkten erfolgen. Solche Systeme können aber auch zu einer Scheinobjektivität führen, die das Problem nur verschiebt. Die Entscheidung darüber, wer wie viele Punkte erhält, bietet nach wie vor Konfliktpotential.

Geben weder der Arbeitgeber noch das angestrebte Journal klare Richtlinien vor, macht es Sinn, die Frage der Autorenschaft, die Namen in der Danksagung und die Reihenfolge der Nennung schon frühzeitig innerhalb des Forscherteams zu besprechen, um spätere Enttäuschungen und Konflikte zu vermeiden. Kann keine einhellige Lösung gefunden werden, ist der Beginn eines Projekts auch der beste Zeitpunkt, die Ombudsstelle, Beratung oder Institutsleitung zu kontaktieren, welche an den meisten Einrichtungen für solche Fälle zur Verfügung stehen.

Diese individuellen Lösungen tragen jedoch wenig zu einem allgemeinen Standard bei, der die Verwirrung beenden könnte. Verschiedene Richtlinien wetteifern gegenwärtig darum, eine konkrete Etikette zu etablieren und tragen damit nur noch mehr zur unklaren Lage bei. Erfolgsaussichten haben am ehesten noch fachspezifische Konventionen. Unglücklich wäre, wenn eine potentielle Neuauflage einer informellen Umfrage aus dem Jahr 1995 zum selben Schluss käme, wie das Original: Dass nicht einmal Redaktoren von Journals eines genau abgegrenzten Bereiches sich darüber einig sind, was die Liste und Reihenfolge der Autoren zu bedeuten hat!