Aus der Katgorie: Thesis

Grob umrissenes Dissertationsthema: Grober Fehler

Dissertation ThemaEine präzise Fragestellung für eine größere Arbeit, insbesondere eine Dissertation, kann sich erst dann herauskristallisieren, wenn man sich gut in das Thema eingelesen hat. Da die umfassende Literaturrecherche bereits der erste Arbeitsschritt ist, ist es verlockend, das Thema der Dissertation zunächst offen zu halten. Es wäre ja auch schade, plötzlich über eine Information zu stolpern oder einen Gedankenblitz zu haben, der sich dann nicht verfolgen lässt, weil er sich knapp außerhalb der definierten Forschungsfrage befindet. Zudem ist beim einen oder anderen Absolventen auch noch die schulische „Mindestseitenzahl-Mentalität“ im Hinterkopf und die Furcht vor den vielen weißen Seiten.

 

Verzettelungsgefahr

Ein zu breit gewähltes Dissertationsthema wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht akzeptiert werden, denn mehr oder weniger zufälliges Herumstöbern gehört eben nicht zur wissenschaftlichen Methode. Es geht aber auch darum, den angehenden Doktoranden zu schützen. Hat sich dieser bereits intensiv genug mit dem Thema beschäftigt, um eine präzise Forschungsfrage formulieren zu können, so kann er auch eher eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen, ob er die nächsten Monate oder Jahre seines Lebens diesem Thema widmen möchte. Die Dissertation ist für viele Akademiker die umfangreichste zusammenhängende Arbeit, die sie im Lauf ihrer Karriere je schreiben werden. Die Gefahr, sich zu verzetteln, abgelenkt zu werden und letztlich die Motivation zu verlieren ist sehr real, besonders für „Einzelkämpfer“, die nicht in ein Team oder größeres Projekt eingebunden sind. Dieses Damoklesschwert schwingt noch bedrohlicher über jenen, bei denen die Marschrichtung nicht so klar wie möglich durch das Thema und die gewählte Methode vorgegeben ist.

Wissenschaftlichen Beitrag belegen

Allgemeine Fragen sind schwerlich in den bestehenden Erkenntnisstand einzubinden, was aber eine essentielle Voraussetzung für eine wissenschaftliche Arbeit ist. Bei quantitativ ausgelegten Arbeiten muss beim Themenvorschlag bereits klar sein, welche Variablen für die Untersuchung herangezogen werden, nicht zuletzt um abklären zu können, ob genügend Daten vorhanden sind, respektive um aufzuzeigen, wie gesammelte Daten den Kenntnisstand erweitern können.

Zukunftsperspektiven

Denken Sie daran, dass Ihre Dissertation, einmal fertiggestellt, mehr Eindruck machen wird, wenn bereits der erste Blick aufs Titelblatt Sie als Experten in einem klaren Bereich ausweist. Wenn man Sie eher als „breit interessierten Leser“ wahrnimmt, wird es schwieriger, das Gegenüber von der eigenen Forschungserfahrung zu überzeugen. Wer auf dem Weg zu einer akademischen Laufbahn ist, kann daraufhin arbeiten, in der Dissertation „ausgelassene“ Themen in späteren Papers anzugehen. Diese Strategie ist deutlich erfüllender, und trägt mehr zum Fortschritt der Wissenschaft bei, als sich zu übernehmen und dann den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Wer hingegen nicht übermotiviert ist, sondern im Gegenteil mit einem breit gefassten Forschungsthema die nötigen Vorleistungen vermeiden will, für den gibt es leider keinen besseren Rat, als was derjenige sicherlich bereits ahnt: Ohne Fleiß kein Preis!

Wie sollte eine Dissertation strukturiert sein?

structure-your-dissertationDie Doktorarbeit ist nicht einfach eine „Masterarbeit plus“. Einerseits ist der Inhalt sehr viel umfangreicher und zum anderen bilden Forschungsaktivitäten, die bei früheren Arbeiten kleiner geschrieben wurden, den absoluten Kern der Dissertation. Entsprechend gelten für die Strukturierung des Inhalts eigene Grundsätze. Die genaue Aufteilung hängt stark vom jeweiligen Fach und den Richtlinien der Fakultät ab. Den besten und spezifischsten Eindruck verschaffen Sie sich, indem Sie die Inhaltsverzeichnisse von einigen früheren Dissertationen Ihrer Fakultät durchklicken oder -blättern. Frühzeitig eine Gliederung oder ein voraussichtliches Inhaltsverzeichnis zusammenzustellen und mit dem Doktorvater oder Berater zu besprechen ist ein ausgezeichneter Anlass, um Anforderungen und Erwartungen nochmal konkret durchzugehen und abzugleichen. Dies kann in späteren Stadien mehr als ein graues Haar ersparen.

Abstract und Schlusswort: Das A und O

Einige Grundbausteine sind jedoch allen akademischen Arbeiten gemein, unabhängig von Fach und Stufe. So gehören das Abstract und die Schlussfolgerung zum grundlegenden Handwerkszeug von Akademikern. Dies sind die Früchte Ihrer Arbeit, die garantiert am weitaus meisten gelesen werden, mit denen Sie sozusagen hausieren gehen. Selbst dem interessierten Leser, der Ihre Dissertation Seite für Seite studieren wird, dienen diese zwei relativ kurzen Abschnitte als erster Eindruck Ihrer Arbeit, der nur schwer zu korrigieren ist. Diese Texte werden zwar zum Schluss verfasst, es kann sich aber lohnen, schon früh für beide einen Umriss zu skizzieren, denn dabei wiederholen Sie die zentralsten Ideen und Schlussfolgerungen Ihrer Forschung, führen den Leser aber auch durch die Arbeit hindurch. Der Blick von Außen, zu dem Sie so gezwungen werden, kann helfen, die Kapitel logisch und leserfreundlich zu gliedern. Zudem kann die Kürze und knackige Schreibweise helfen, sich die Kernthemen erneut vor Augen zu führen.

Die Formalitäten

Halten Sie sich beim Erstellen des Titelblattes an die Richtlinien Ihrer Fakultät, üblich sind die Angabe des Titels der Arbeit, Namens des Autors, der Betreuer und Gutachter (inklusive Titel und Rollen), sowie der Bezeichnung des Instituts inklusive Datum. Im Normalfall folgt auf der nächsten Seite eine Danksagung, dann das Abstract und erst danach das Inhaltsverzeichnis (für dessen Stil existieren an manchen Fakultäten ebenfalls Vorschläge oder Vorschriften). Darauf folgt gegebenenfalls das Abkürzungsverzeichnis. Die eidesstattliche Erklärung wird meist als letzter Teil nach der Bibliographie und den Anhängen beigefügt, der Wortlaut ist oft vorgeschrieben oder es ist sogar ein spezielles Formular nötig. Die Reihenfolge kann jedoch variieren, halten Sie sich in jedem Fall an die Formvorgaben und Gepflogenheiten Ihrer Fakultät!

Der Hauptteil

Die eigentliche Dissertation beginnt mit einer Einleitung, in welcher die Zielsetzung und Hypothese der Arbeit detaillierter beschreiben wird als im Abstract und in welcher der Kontext Ihrer Forschung erläutert wird. Dies ist also die Gelegenheit, Ihre Begeisterung für Ihr Fach zu erläutern und zu teilen! Darauf folgt je nach Fach die Literaturauswertung, die Beschreibung der gewählten Methodologie und dann die Entwicklung des Modells. Der Kern Ihrer Arbeit, also die Datenanalyse, Auswertungen und Diskussion sollte etwa die Hälfte des Umfangs der gesamten Arbeit ausmachen. Bei der Schlussfolgerung gilt wie beim Abstract: Der zusätzlichen Aufmerksamkeit der Leser muss unbedingt mit der entsprechenden Aufmerksamkeit beim Verfassen begegnet werden! Dieser Abschnitt soll möglichst fesseln und begeistern, aber auch alle wichtigen Erkenntnisse wiederholen. Lassen Sie noch einmal Ihre Forschungserkenntnisse und Ihren persönlichen Beitrag zum Stand der Forschung glänzen!!

Es kann losgehen: Viel Spaß beim Schreiben!

Denken Sie beim Abfassen der Arbeit an Ihr Zielpublikum: Die Gutachter. Gestalten Sie deren Leseerlebnis so angenehm wie möglich, indem Sie Ihre Arbeit sinnvoll gliedern. Manchmal lohnt es sich, eine Liste aller Punkte zu erstellen, die in den Vorbesprechungen erwähnt wurden, um sicherzustellen, dass der Entwurf alles abdeckt. Nehmen Sie pro Kapitel und Unterkapitel auch eine Schätzung der benötigten Seitenzahl vor und gleichen Sie die Gesamtzahl mit den jeweiligen Maximalvorgaben Ihrer Fakultät ab. Sich frühzeitig über die Gliederung und den Umfang klar zu werden, fördert nicht nur den Lesefluss Ihrer Arbeit, sondern erleichtert oft auch den Einstieg ins Verfassen der Arbeit. Mit einem bestimmten Aspekt der Literaturrecherche zu beginnen ist für viele einfacher, als sich 100 leere Seiten vor den Augen herumtanzen zu lassen!

Thesenverteidigung: Krönung der Forschungsleistung & akademisches Begrüßungsritual

disputationDie Thesenverteidigung einer Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit, auch Disputation genannt, bildet den letzten Schritt vor Verleihung des angestrebten Titels. Sie bildet damit in gewisser Weise die Krönung der erbrachten Forschungsleistung. Für die konkrete Ausgestaltung legt in Deutschland jede Fakultät ihre eigenen Richtlinien fest, grundsätzlich soll der Urheber der Arbeit aber öffentlich und vor einem Fachpublikum seine Hypothese, Voraussetzungen und Vorgehensweise darlegen, seine Resultate präsentieren, seinen Beitrag zum gewählten Forschungsfeld einordnen, und in einem zweiten Teil Fragen dazu beantworten.

Mehr als eine mündliche Prüfung

Von Studenten und Forschenden wird dieses Ritual oft als eine Art mündliche Prüfung wahrgenommen, unterscheidet sich davon aber in einem wesentlichen Punkt: Oft kennt sich der Geprüfte nach wochen- oder monatelanger Arbeit in seinem Teilgebiet besser aus, als das Expertenkomitee. Gestellte Fragen dienen nicht primär dazu, Wissen abzufragen und zu prüfen, sondern sind oft ehrliche Verständnisfragen und zeugen von Interesse. Nicht selten kommt es auch zu Diskussionen zwischen den einzelnen Komiteemitgliedern. Dies entspricht durchaus der Geschichte der Thesenverteidigung, welche zu einer Zeit entstand, als Forschung vermehrt im Diskurs stattfand, und die Rolle des Lehrers sich weniger scharf von jener des Schülers abgrenzte. Die Verteidigung einer grösseren Arbeit, damals nicht selten vor der komplett versammelten Fakultät inklusive Studentenschaft gehalten, diente zwar dazu, die erworbene neue Erkenntnis dem kritischen Blick der zukünftigen Kollegen zu unterziehen. Neben diesem akademischen Grundprinzip war es aber ebenso bedeutend, die Forschungsleistung aus dem Labor oder Studierzimmer ans Licht zu bringen und allgemein zugänglich zu machen. Die mündliche Thesenverteidigung diente außerdem als eine Art Antrittsvorlesung. Etablierte Experten prüften nicht nur die Forscherqualitäten des angehenden neuen Kollegen, sondern besahen den Kandidaten auch in der Rolle des Wissensvermittlers und Lehrers. Auch wenn sich der akademische Betrieb inzwischen verändert hat und längst nicht jeder Doktorand eine Professur anstrebt, so kann die Verteidigung der Dissertation durchaus auch heute als Willkommensgruß in die akademische Gemeinschaft gesehen werden.

Durchfallen (fast) ausgeschlossen

Wer der Verteidigung seiner These nervös entgegen blickt, tut gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen. Es erklärt, wieso im Rahmen der Thesenverteidigung ab und an Änderungen oder Ergänzungen an der Arbeit verlangt werden, ein Durchfallen bei diesem mündlichen Teil aber äußerst selten ist. Schließlich kennt der Betreuer die Arbeit, hat Entwürfe davon in mehreren Stadien gesehen und weiss, dass die Arbeit reif ist für die Öffentlichkeit. Zentrale Bedeutung kommt daher bei der Verteidigung neben dem Inhalt auch einer verständlichen, spannendem und knackigen Präsentation zu. Oft erhält der Geprüfte durch die gestellten Fragen ein besseres Gefühl dafür, welche Bereiche seiner Arbeit für Publikationen ausgekoppelt werden können, oder er erhält von etablierten Experten wertvolle Fingerzeige für weiterführende Forschung. Wer mit Leuten spricht, die sich bei der Verteidigung von Doktorarbeiten als Mitglieder von Expertenkomitees betätigt haben, der spürt durchaus die Freude daran, einem neuen Mitglied in ihrer Gemeinschaft die Gelegenheit geben zu können, erstmals in formellem Rahmen an einem Diskurs unter Gleichberechtigten teilzunehmen, wie dies später etwa an Konferenzen stattfinden wird. Gefürchtet werden muss das Ritual also nicht.