Wann Google Scholar, wann nicht?

21 Juni 2014  |  Geschrieben in Ohne Kategorie, Recherchieren, Vorarbeiten   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

google-scholarGoogle Scholar ist beim Einstieg in ein Themenfeld oft die erste Anlaufstelle. Es ist bei Studenten beliebt, wird aber bisweilen auch von Forschenden verwendet. Die Anwendung hat viele Vorteile und einige Nachteile. Ob es das richtige Instrument ist, hängt von den Umständen und der Zielsetzung der Recherche ab. Wer dieses Werkzeug richtig einsetzen kann und weiß, wann es mit den fachspezifischen, meist kostenpflichtigen Datenbanken mithalten kann, der kann damit durchaus effizient ans Ziel kommen.

Es lohnt sich, die Vor- und Nachteile im Hinterkopf zu behalten.

 Die Vorteile von Google Scholar

  • Es ist nicht auf ein Fachgebiet beschränkt. Wer sich über die ökonomischen Auswirkungen verschiedener Waldbewirtschaftungssysteme informieren möchte, findet über Google Scholar eher das richtige Gedankenfutter, als wenn eine naturwissenschaftliche Datenbank verwendet wird, oder eine, die ausschließlich auf Ökonomie fokussiert ist.
  • Das Repertoire ist enorm. Nicht nur publizierte Artikel, die den Peer Review Prozess durchlaufen haben, sind indiziert. Auch Bücher, Konferenzbeiträge, Dissertationen, White Papers, Rezensionen und weitere Materialien stehen zur Verfügung. Grundsätzlich kann alles, was im weitesten Sinne akademisch ist, seinen Weg in die Trefferliste finden.
  • Google weiß das eine oder andere über Suchmaschinen. Folglich ist die Oberfläche benutzerfreundlich und intuitiv gestaltet, was leider nicht auf alle wissenschaftlichen Datenbanken zutrifft. Die Sortierung der Trefferliste schafft es eher als manch konkurrierender Algorithmus, relevante Treffer nach oben zu bringen. Die Qualitätsgarantie und Relevanz, die von Menschenhand platzierte Tags erreichen, kann das System aber nicht bieten. Links zu Artikeln, die einen gegebenen Text zitieren, sowie zu „ähnlichen Artikeln“ erlauben es, sich zu den zentralen Werken des Fachs „durchzuhangeln“. Zudem ist der Zugang kostenlos und von überall her möglich.

 Die Nachteile gegenüber anderen Datenbanken

  • Der kostenlose Zugang und die große Materialmenge, die durchsucht werden kann, bilden allerdings auch gleichzeitig den schwerwiegendsten Nachteil. Vielfach stehen nur Abstracts zur Verfügung. Um den vollen Text einsehen zu können, ist dann doch der Zugriff über die Universitätsbibliothek oder deren Kanäle nötig.
  • Bibliothekskataloge geben im Gegensatz zur Internetsuchmaschine die Gewissheit, dass Artikel auch wirklich vorhanden sind, dass sie zum Fachgebiet gehören, wissenschaftlichen Standards genügen und von reputablen Verlagen nach eingehender Prüfung publiziert wurden.
  • Von Bibliothekaren oder Datenbankspezialisten gesetzte Stichworte können die Recherche erheblich erleichtern und die Trefferzahl deutlich einschränken. Den Umgang mit dieser Technik zu erlernen und die besten Stichworte zu kennen braucht jedoch etwas Übung. Von Menschen festgelegte Stichworte fehlen bei Google Scholar ganz. Wer sich zu sehr auf diese Anwendung verlässt, beraubt sich der Gelegenheit, sich mit dem alternativen Ansatz vertraut zu machen.
  • Google legt die Quellen nicht offen, die als wissenschaftlich betrachtet und die folglich von Google Scholar durchsucht werden. Ebenso ist der Sortieralgorithmus ein Firmengeheimnis. Unter diesen Voraussetzungen ist die Relevanz der Treffer lediglich anekdotisch einzuschätzen. Über die Vollständigkeit der Suchresultate kann man sich nicht sicher sein.

Verschiedene Untersuchungen haben versucht, Google Scholar einerseits und Bibliothekskataloge oder akademische Datenbanken andererseits in der Realität gegeneinander antreten zu lassen. Obwohl es Ausreißer gibt, kommt die Mehrheit der Studien zum Schluss, dass Google Scholar eine weniger komplette und weniger relevante Ausbeute liefert. Jedenfalls, wenn es von ausgebildetem Personal der Universitätsbibliotheken verwendet wird. Lässt man hingegen Studenten ran, so sind die Resultate beider Suchstrategien von vergleichbarer Qualität. Die Intuition bestätigt sich: Studenten, die zum Beispiel für eine Seminararbeit recherchieren müssen und ihr Fachgebiet erst oberflächlich kennen, finden über Google Scholar rasch und mühelos adäquates Material. Für Profis, die bereits mit der Literatur ihres Bereichs, den relevanten Suchbegriffen, den wichtigsten Quellen und den einflussreichsten Autoren vertraut sind, für die überwiegen die Vorteile eines besser strukturierten Suchvorgangs.

Egal, welches Werkzeug verwendet wird, es macht immer Sinn, sich mit den jeweiligen „Tipps und Tricks“ vertraut zu machen. Google Scholar liefert, wie jede Suchanwendung, deutlich bessere Resultate, wenn die Möglichkeiten der erweiterten Suche, der Suchoperatoren und der Verlinkungen klug genutzt werden.

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