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Der Impact Factor

So wie jeder Wissenschaftler seine Forschung und Lehre einer wiederholenden Evaluation unterziehen darf, werden periodisch erscheinende wissenschaftliche Publikationen anhand ihrer Relevanz innerhalb der jeweiligen wissenschaftlichen Gemeinschaft  gemessen. Die Evaluation eines Journals erfolgt im wesentlichen durch zwei Faktoren:
•    Der von Thomson Reuters generierten Impact Factor  (IF)
•    Der von der Universität von Washington generierten Eigenfactor
Beide zusammen ermöglichen die multidimensionale Erfassung der Performance eines Journals.

Historisch gesehen, ist der Impact Factor aus einer Publikation von Eugene Garfield (1955) in Science über “Citation Indexes to Science” entstanden:  “A new Dimension in Documentation through Association of Ideas”. Diese Publikation befasste sich mit der Entwicklung eines Science Citation Indexes (SCI) und führte fünf Jahre später zur Entwicklung des Impact Factors (IF). Ursprüngliches Ziel des IF war eine Gewichtung der Auswahl von Publikationsorganen für den SCI. Der IF ist demzufolge ein Messparameter,  um die wissenschaftliche Relevanz und Reichweite eines Journals festzustellen. Viele Jahre später (1975) entwickelte Thomson Reuters noch den Journal Citation Report (JCR) als ein Teil des Science Citation Indexes (SCI) und des Social Science Citation Indexes (SSCI). Der JCR ist ein quantitatives Tool für das Ranking, die Evaluation, Kategorisierung und den Vergleich von Journalen.

Verwendete Messparameter zur Bewertung eines Journals sind:
•    Anzahl der absoluten Zitierungen
•    Anzahl von Abonnements
Kumulative Anzahl der veröffentlichten Artikel
•    Der Impact Factor

Jeder Messparameter besitzt seine eigene Struktur und Aussagekraft. Infolgedessen können die ermittelten Wertigkeiten starken Schwankungen unterliegen. Ein Journal mit relativ und auch absolut deutlich weniger Publikationen pro Jahr, kann einen wesentlich höheren IF besitzen als es die quantitative Anzahl der Publikationen oder Zitate von Artikeln erwarten lässt.

Über die Jahre hat sich eine eigene wissenschaftliche Disziplin  zur Messung der Publikationsrelevanz von Artikeln und Journalen etabliert und immer wieder weiterentwickelt. Im Jahre 2009 wurde die Messgröße des  Eigenfactors in den IF integriert. Somit wurde der Messparameter IF um folgende Punkte erweitert:
•    eine fünfjährige Betrachtungsperiode des Einflusses von Journalen
•    den Anteil an Selbstzitationen innerhalb eines Journals
•    als statistische Korrektur zur Bewertung des IF
•    eine grafische Darstellung
Damit entsteht eine multidimensionale Betrachtung des Ranking eines Publikationsorgans aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen.

Deshalb ist es auch nachvollziehbar, dass jeder Wissenschaftler gerne in einem Journal mit hohem IF publizieren möchte. Ein Lektorat mit all seinen Erfahrungen im Publikationsprozess  und Kenntnisse der Hintergründe kann die Chance, dass ein Wissenschaftler erfolgreich den Peer Review Prozess bei einem Journal mit hohem IF abschließt, wesentlich erhöhen.  Somit ist wieder eine Stufe auf der Leiter des wissenschaftlichen Rankings geschafft.

Was versteckt sich hinter SCI, JCR, ISI und IF?

Jeder, der wissenschaftliche Artikel publiziert, kennt die Abkürzungen SCI, JCR, ISI und IF oder hat sie zumindest schon einmal irgendwo gelesen. Was diese Abkürzungen genau bedeuten und auf wessen Wirken sie zurückzuführen sind, das wollen wir hier kurz erläutern. Sämtliche Begriffe hinter diesen Abkürzungen gehen auf den Informationswissenschaftler Eugene Garfield zurück, der in einem Science Artikel im Jahre 1955 erstmals die Idee für einen Zitationsindex in den Wissenschaften publiziert.

Schon einige Jahre später setzt Garfield seine Idee, die zum Impact Factor (IF) wissenschaftlicher Magazine führte, mit der Gründung des Institute for Science Information (ISI) in Philadelphia, USA, in die Realität um. Das ISI, heute Teil der Unternehmensgruppe Thomson Reuters, stellt wissenschaftlichen Institutionen und Wissenschaftslektoraten eine Reihe von Services zur Verfügung und erwirtschaftet so einen jährlichen Umsatz von mehr als 200 Mio. US-Dollar. Da die Nutzung der einzelnen Tools nicht gerade billig ist, nutzen Autoren und Autorinnen häufig die Dienste eines Wissenschaftslektorats, um auf diese Weise relativ günstig in den Genuss der ISI Werkzeuge zu gelangen.

Neben dem Korrekturlesen in Englisch kann man das Lektorat gleich noch mit einer Zeitschriftenanalyse beauftragen, um das optimale Journal mit den besten Aussichten auf Publikation und Ansehen ausfindig zu machen. Mit dem ersten Produkt „Current Contents“, einer Datenbank, die später zum Science Citation Index (SCI) verfeinert wird, legte Garfield den Grundstein zur „Objektivierung“ wissenschaftlicher Forschung. Während Current Contents einen schnellen Überblick über die aktuellen Veröffentlichungen aller vom Institute for Science Information (ISI) erfassten wissenschaftlichen Zeitschriften ermöglicht, lassen sich mit dem Science Citation Index (SCI) umfassende Literaturrecherchen nach Keywörtern, Sachgebieten und Autoren durchführen.

Das Problem der adäquaten Auswahl von Zeitschriften für eine Auswertung im SCI löste Garfield schließlich mit der Einführung des Impact Factor, der durch eine simple Rechenoperation ermittelt wird. Die Zahl der Zitierungen eines Magazins in einem Jahr wird durch die Anzahl der publizierten Artikel in den zwei vorangegangenen Jahren dividiert. Zu beachten ist, dass dabei nur Zitierungen von Beiträgen Berücksichtigung finden, die in den beiden Jahren vor dem Indexjahr erschienen sind. Der Impact Factor hängt zudem stark von der Zitierfreudigkeit einer Disziplin ab, und da auch Selbstzitate gezählt werden, ist er nicht ganz frei von Manipulation.

Erst Anfang der 70er Jahre nutzte das ISI die Kennzahlen wissenschaftlicher Zeitschriften auch kommerziell, was in der Einführung der Journal Citation Reports (JCR) im Jahre 1976 zu Ausdruck kommt. Die “JCR Science Edition” und “JCR Social Sciences Edition” werden über Microfiche, CD-ROM und natürlich über das Internet vertrieben.

Die JCRs geben einmal jährlich einen Überblick über verschiedene informetrische Kennzahlen. Darunter fallen die Zitatationsrate, der Impact Factor und der Immediacy Index, die Halbwertszeit für eine Auswahl wissenschaftlicher Magazine. Darüber hinaus geben sie Informationen aus welchen Zeitschriften eine bestimmte Zeitschrift zitiert, bzw., von welchen anderen Zeitschriften sie zitiert wird, wodurch Soziogramme der Zeitschriftenkommunikation entstehen. Mittels dieser vom ISI bereitgestellten Informationen lassen sich objektive Kriterien für die Bestellung und Abbestellung von Magazinen für Bibliotheken ableiten.

Für Verlage ergibt sich die Möglichkeit neben den Verkaufszahlen ein weiteres Erfolgskriterium für ein Magazin zu etablieren. Autoren und Wissenschaftslektorate bietet ISI eine Entscheidungsgrundlage für die Publikation eines Artikels. Bei der Vergabe finanzieller Mittel werden immer häufiger die Journal Impact Factoren von Forschungsinstituten oder Wissenschaftlern herangezogen.

Mit diesen Produkten, die seit 1977 unter der Bezeichnung Web of Science bekannt sind, besitzt das ISI eine Monopolstellung bei der Zitatenanalyse in wissenschaftlicher Literatur. Rund 70 % aller Mitglieder der U.S. Association of Research Libraries abonnieren Web of Science für die Auswahl geeigneter Zeitschriften. Zu bemängeln ist aber, dass alle Werkzeuge sich primär auf amerikanischen Journals beziehen und der europäische Markt nur wenig Relevanz besitzt.