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Vom Impact Factor zum Eigenfactor: Ein großer Schritt?

Impact EigenfactorDer Impact Factor wurde nicht zu dem Zweck kreiert, für den er heute meist verwendet wird. Entsprechend eignet er sich nicht optimal dazu, die Bedeutung der Arbeit eines Wissenschaftlers zu quantifizieren. Die Kennzahl entsprang ursprünglich der Idee, Universitätsbibliothekare bei der Einkaufsentscheidung zu unterstützen. In diesem Szenario werden zusätzlich zahlreiche weitere Kennzahlen wie Preis, Auflage, Nachfrage und Verfügbarkeit in Partnerbibliotheken zurate gezogen, wenn die Profis in den Büros der Bibliotheken versuchen, mit einem limitierten Budget die bedeutendsten Publikationen des jeweiligen Feldes zu erwerben. Für sie ist also wichtig zu wissen, wie viel Neues und wie viel Relevantes in jeder Ausgabe steckt. Dies kann über die durchschnittliche Anzahl an Zitaten näherungsweise nachvollzogen werden. Entscheidend ist, dass die Grundeinheit beim Einkauf die Ausgabe (im Normalfall eine Serie von Ausgaben) ist und nicht einzelne Artikel. Durchschnittswerte pro Artikel oder pro Ausgabe sind in diesem Zusammenhang daher eine sinnvolle Einheit. Dies trifft selbstverständlich nicht zu, wenn die Arbeit eines Forschenden evaluiert werden soll, in welchem Fall die Qualität eines einzelnen Papers relevant ist. Der Impact Factor wird nicht selten von wenigen Artikeln getrieben (oft Review Artikel ohne Neuerkenntnisse), die überdurchschnittlich viele Zitate auslösen, ohne, dass sich die hohe Qualität durch alle Artikel des Journals zieht.

Ein Neuling betritt die Bühne

Von ähnlichen Problemen wird auch der Eigenfactor (Zitate pro Journal) und der abgeleitete Article Influence Score (durchschnittliche Zitate pro Artikel) heimgesucht, weshalb wir unsere wichtigste Schlussfolgerung bereits an dieser Stelle anbringen können: Der Eigenfactor kann definitiv nicht die Kontroverse um den Impact Factor wegzaubern, indem er ein schlechtes Maß mit einem guten ersetzt. Als ob diese Behauptung noch zusätzlich unterstrichen werden müsste, kommt hinzu, dass beide Kennzahlen sich auf Zitate in Journals beschränken, welche in Thomson Reuters Web of Science indexiert sind. In einem anderen Punkt kann das neue Maß, das dem Urgestein Impact Factor seit 2007 Konkurrenz macht, aber echte Abhilfe leisten: Die Berechnungen basieren hier nämlich nicht auf einem simplen Zählen von Zitaten. Stattdessen hat ein Zitat in einem Nature Artikel mehr Einfluss als eine Erwähnung durch einen unbekannten Autoren in einem obskuren Journal (Nature wird hier übrigens berechtigterweise als Synonym für eine prestigeträchtige Publikation angeführt: Es ist sowohl in der Eigenfactor Skala als auch in puncto Impact Factor ganz vorne mit dabei). Die Eigenfactor Algorithmen sollen der Google Page Rank Logik ähnlich sein, wobei letztere als Firmengeheimnis gehütet wird und erstere hier im Detail erklärt werden.

Hausaufgaben entfallen weiterhin nicht

Letztlich kann der Schluss gezogen werden, dass der Article Influence Score die komplexere und wahrscheinlich sinnvollere Kennzahl hinsichtlich der Messung des Einflusses eines Journals ist. Allerdings fegt einen auch dieser neue Factor nicht wirklich vom Hocker, da ein „viel beachtetes Journal“ eben nicht mit einem „guten Autor“ gleichzusetzen ist. Wir wiederholen unser Mantra zum Mitsingen: Wenn Sie ein Bibliothekar sind, machen Sie ihre Hausaufgaben und beachten alle Aspekte der Kaufentscheidung; wenn Sie die Leistung eines Wissenschaftlers beurteilen müssen, machen Sie ihre Hausaufgaben und lesen dessen Arbeiten gründlich; wenn Sie ein Autor auf der Suche nach der optimalen Platzierung für Ihr Paper sind, machen Sie Ihre Hausaufgaben und überlegen sich genau, wer Ihren Artikel lesen würde und welche Journals sich an diese Zielgruppe richten! Kennzahlen – auch gute Kennzahlen – sind und bleiben eine Ergänzung zur nötigen Recherche, jedoch kein Ersatz.

Wie wichtig ist der Impact Factor wirklich?

2014_impact_factorDass der Impact Factor (die durchschnittliche Anzahl Zitate pro in einem bestimmten Journal publizierten Artikel) kein perfektes Maß für Qualität ist, ist klar. Die Mängel sind zu viele und zu gravierend. Selbst das Unternehmen, welches den Index berechnet und vertreibt, listet freimütig die Unzulänglichkeiten auf. Es weist darauf hin, dass sich diese Kennzahl bedingt als alleiniges Kriterium für die Beurteilung einer Fachzeitschrift eignet. Und schon gar nicht dafür, die Qualität eines Wissenschaftlers oder seiner Leistungen einzuschätzen. Andererseits ist die Verlockung groß, mühsame Arbeit durch den Blick auf einen Indexwert zu verkürzen. Die eigene Beurteilung eines Artikels oder eines Projekts kann Stunden in Anspruch nehmen, selbst für Leute, die sich im jeweiligen Fachgebiet bewegen. Da ist es sehr viel einfacher, eine Publikationsliste mit dem jeweiligen Impact Factor abzugleichen. Hinzukommt die Aura von Objektivität. Ist doch fair, das Forschungsbudget jenem zuzusprechen, der im „besseren“ Journal publizieren konnte! Schließlich arbeitet der mit Erfolg auf einem Gebiet, das von großem Interesse ist. Wieso nicht jenen Bewerber ins Team aufnehmen, der nach einem objektiven Kriterium bessere Leistungen gezeigt hat, statt mit einer persönlichen Entscheidung das Risiko eines Fehlurteils auf sich zu nehmen?

Wer hat Angst vor der eigenen Meinung?

Wie viel Beachtung findet der Impact Factor in der akademischen Welt also tatsächlich? Schlägt das Pendel langsam aber sicher wieder in Richtung eigener Beurteilungen aus? Das Research Excellence Framework (REF), das die Forschungsleistung britischer Hochschulen bewertet und durch dessen Kanäle Forschungsgelder fließen, sah sich gezwungen, eine Stellungnahme zum Thema zu veröffentlichen. Darin betonte es, dem Impact Factor keine übermäßige Beachtung zu schenken. Dies geschah auf Grund von großem Unbehagen in der akademischen Gemeinschaft, die offensichtlich eher mit dem Gegenteil rechnet. Immerhin entnimmt man den Äußerungen des REFs, dass der Impact Factor an Universitäten nach wie vor stark beachtet wird. Praktisch jeder Forschende wird ab der ersten Publikation zugeben, auf den Impact Factor „seiner“ Journals zu schielen. Doch dagegen regt sich mehr und mehr Widerstand, sei es in Form der DORA Deklaration oder der Aussage von Nobelpreisträger Randy Schekman, nicht länger in Journals mit sehr hohem Impact Factors publizieren zu wollen. Ist also ein Wandel im Gang? Eine Studie hat untersucht, welche Faktoren beeinflussen, ob eine bestimmte Karrierestufe im Bereich der biomedizinischen Forschung erreicht wird oder nicht. Sie stellt zwar fest, dass Publikationen in Fachzeitschriften mit hohem Impact Factor die Karriere vorantreiben. Aber auch, dass dieser Effekt mit fortschreitendem Dienstalter weniger stark ausgeprägt ist, und dass andere, bessere Kriterien ebenfalls wichtig sind. Die tatsächliche Anzahl Zitate etwa, die die eigenen Artikel bekommen (im Gegensatz zu einem Durchschnittswert des Journals) beeinflussen die Karrierechancen positiv, ebenso das Prestige der Universität oder des Labors, wo die Forschung stattfand.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält und das Diktat des Impact Factors ein Ende findet. Eine Zahl alleine wird nie zum Ausdruck bringen können, ob ein Forschender das Potential hat, sein Gebiet voranzubringen und ob seine Nische zukunftsweisend und wichtig ist. Dass vermehrt andere Kennzahlen herangezogen werden, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mittelfristig wäre es aber noch idealer, wenn Komitees, die über die zukünftige Richtung der Forschung entscheiden, wieder die Zeit hätten, sich ein eigenes Urteil zu bilden, und wenn eine bessere Methode gefunden werden könnte, mit möglicherweise divergierenden Meinungen umzugehen.

Wie die prestigeträchtigsten Journals der Wissenschaft schaden

over-promoting-researchDas Spektrum von Publikationsmodellen, die akademische Fachzeitschriften nutzen, ist breit. Am untersten Ende finden sich die raubtierhaften Journals und die sogenannte „vanity press“. Diese höchst unseriösen Journals verlangen vom Autor eine Publikationsgebühr und drucken fast ohne Qualitätskontrolle praktisch jeden eingereichten Artikel. Im Open Access Bereich gibt es aber andererseits auch geachtete und seriöse Titel. Einige davon finanzieren sich ebenfalls über Autorengebühren, manche haben andere Einnahmequellen erschlossen. Teilweise erscheinen diese Journals in gedruckter Form, meist nur online. Klassischerweise finanzieren sich Wissenschaftsverlage aber über Abonnentengebühren, die in der Realität überwiegend von Universitätsbibliotheken bezahlt werden. Obwohl die Arbeit der Bibliothekare und die beschränkten Budgets eine gewisse Qualität garantieren, so finden sich doch auch in dieser Kategorie immer wieder dubiose Titel, deren Peer Review Prozess den Namen nicht verdient. Eine Gefahr für die Wissenschaft wittert man unabhängig vom Finanzierungsmodell sofort am unteren Ende der Hackordnung.

Mit Hochglanz voraus!

Tatsächlich haben aber auch die prestigeträchtigen Top-Journals mit ihren Hochglanzcovern zu einer Verzerrung geführt, die dem Forschungsbetrieb nicht dienlich ist. Titel und Verlage wie Nature, Science und Cell stehen momentan besonders im Kreuzfeuer der Kritik. Die Pflege des Impact Factors (also die Anzahl Zitate, mit denen Autoren rechnen dürfen) erfordert eine breite Leserschaft. Das disziplinenübergreifende Publikum interessiert sich aber bisweilen eher für Gesprächsstoff für die nächste Cocktailparty als für Grundlagenforschung in einem relativ fremden Fach. Neben der ungesunden Fokussierung darauf, die Bedeutung eines Journals numerisch darzustellen, ist auch ein übermäßig breites Themengebiet problematisch – die Kombination von beidem führt auf einen besonders glitschigen Pfad.

Ein weiterer Faktor ist das Platzproblem. In einer wissensbasierten Gesellschaft steigt der Forschungsoutput von Jahr zu Jahr. Die bedeutendsten drei Journals können aber per Definition bloß drei Stück sein. Und deren Seitenzahl steigt nicht. Was also passiert mit dem zunehmenden Reservoir an Forschungsresultaten, die den Schnitt nicht geschafft haben? Natürlich kann die Leserschaft die Zeit nicht unbegrenzt erhöhen, die sie darauf verwendet, um auf dem Laufenden zu bleiben. Doch mehr Publikationen mit verifizierter Qualität würden die Gelegenheit bieten, den Fokus enger zu setzen und so in der eigenen Nische schneller voranzukommen. Online Publikationen machen es möglich, ohne großen Druckaufwand mehr Artikel zu veröffentlichen. Sie gefährden damit aber ihre eigene Exklusivität. Gut für die Wissenschaft, schlecht für den Verlag.

Dazu kommt, dass sich das System selbst verfestigt. Am leichtesten lässt sich vorhersagen, ob es ein Artikel in eine Top-Zeitschrift schafft, indem man den Autor fragt, ob er schon einmal in der American Economic Review, im Journal of Political Economy oder im Journal of American History veröffentlicht hat (ja, das „Phänomen Hochglanz“ gibt es auch außerhalb der Naturwissenschaften, auch wenn sich die Diskussion dort gerade am heftigsten zuspitzt). Wer mehr oder minder zufällig zu Beginn seiner Forscherkarriere die Gelegenheit hat, mit einem einschlägigen Autor zusammenzuarbeiten, der steigert seine Chancen auf eigene Publikationen enorm. Mit allen Konsequenzen in Bezug auf Beförderungen und Forschungsbudgets.

Reißerisch und dennoch gefährlich konservativ

Trotz ihrem Hang zu reißerischen, kontroversen Themen kann es schwierig sein, wirklich bahnbrechende Artikel in Luxusjournals platziert zu bekommen. Eine Studie konnte belegen, dass Mäuse grundlegend anders auf bestimmte Medikamente reagieren als Menschen. Selbst auf solche, für die Tests an Mäusen vorgeschrieben sind. Verständlicherweise wollte sich das Autorenteam damit an eine möglichst breite Leserschaft wenden. Sowohl Science als auch Nature kamen zum Schluss, dass die Erkenntnisse der Studie nachvollziehbar und korrekt seien. Und lehnten den Artikel dennoch ab, der doch solch offensichtliche Relevanz für weite Teile der Pharmaforschung hat. Da beide Verlage eine Stellungnahme ablehnen, kann über ihre Gründe nur spekuliert werden. Ob schlicht ein konservativer Grundgedanke verhindert, dass am Fundament gerüttelt werden darf – an den elementarsten, etablierten Annahmen, auf denen zahlreiche zuvor publizierte Artikel aufbauen?

Das Ende des „Impact Factors“?

impact_sDie übermäßige Beachtung des „Impact Factors“ steht schon länger in der Kritik. Kürzlich äußerte der Medizinnobelpreisträger Randy Schekman einen radikalen Vorschlag, um der numerischen Bewertung von Journals ein Ende zu machen – nämlich die Top-gewerteten schlicht zu ignorieren. Der Impact Factor gibt an, wie oft Artikel, die in einem bestimmten Titel erscheinen, im Schnitt zitiert werden. Die Probleme mit diesem Ansatz sind vielfältig, letztlich geht es aber darum, dass es nicht immer weise ist, ein Buch nach seinem Einband zu beurteilen. Klar, hinter der Reputation eines Journals steckt etwas mehr als hinter einem schicken Staubdeckel. Die Grundidee ist ja auch nicht falsch: Die namhaftesten Fachzeitschriften ziehen die besten Artikel der bedeutendsten Autoren an und können dann aus der Masse die Rosinen herauspicken. Tatsächlich lehnen Spitzenmagazine den größeren Teil der eingesendeten Artikel noch vor dem Peer Review ab. Dadurch stellen sie sicher, nur das wirklich beste und sensationellste Material zu veröffentlichen und machen sich so für die Leserschaft besonders attraktiv. Die Beachtung und die Anzahl an Zitaten, die ihre Artikel erhalten, nimmt im Gleichschritt mit der Leserschaft zu. Dies macht das Journal wiederum für Autoren interessanter und die Anzahl der Einsendungen erhöht sich – der perfekte Kreislauf.

Schwerwiegende Kritikpunkte

Dieses Prinzip erhält aber spätestens mit der Definition eines „guten Artikels“ die ersten Kratzer. Da eine möglichst große Leserschaft angesprochen werden muss, haben jene Themen klare Vorteile, die über einen eng definierten Fachbereich hinaus relevant sind oder sich mit einem modischen Bereich beschäftigen. Ein solider Artikel mit einem „sexy Thema“ sticht in diesem Umfeld fast immer einen konkurrierenden Text aus, der von spektakulären Neuentdeckungen berichtet, dessen Feld aber nur für einen beschränkten Leserkreis interessant ist. Zweifelhaft ist auch die Logik der Zitate als Indikator für Qualität. Es stimmt zwar, dass gute, originelle Artikel oft zitiert werden. Dies gilt aber auch für umstrittene Artikel, die auf wackeligem Boden reißerische Thesen aufstellen, denn dazu werden viele andere Forscher Stellung beziehen wollen. Hinzu kommen noch eher praktische Probleme, etwa die Schwächen des Durchschnitts: Ein Journal kann seinen Impact Factor erhöhen, wenn es pro Ausgabe nur ein oder zwei Artikel anlocken kann, die überdurchschnittlich häufig zitiert werden – über die Qualität aller verbleibenden Artikel sagt dies aber nichts aus. Der Impact Factor, der von Reuters berechnet wird und ursprünglich nicht als Qualitätsmerkmal für Forscher vorgesehen war, ist zudem ein sehr grobes Werkzeug. Es unterscheidet noch nicht einmal zwischen einem Artikel mit neuen Forschungsresultaten und einem bloßen Übersichtsartikel. Letzterer richtet sich natürlich an ein breiteres Publikum und kann allein deshalb mit mehr Zitaten rechnen, trägt aber keine eigenen Erkenntnisse bei. Mittlerweile gibt es raffiniertere Indices, die Abhilfe für die gröbsten praktischen Problemen schaffen. SCImago oder der Eigenfactor etwa kommen dem Ziel, die Bedeutung einzelner Fachzeitschriften in Zahlen auszudrücken, eindeutig näher. Den Grundsatzproblemen allerdings haben auch sie nichts entgegenzusetzen.

Radikal oder schrittweise?

Prof. Schekman sieht in den verdrehten Anreizen Parallelen zwischen der Bonuskultur der Bankenwelt und den „Luxusjournals“, wie er sie nennt (gemeint sind unter anderem die Titel Nature und Science). Dass Spitzentitel verstärkt von Widerrufen betroffen sind, führt er genau darauf zurück. Als starker Befürworter von Open Access Publikationen hat er für sich die Konsequenz gezogen, künftig nicht mehr in Luxusjournals zu publizieren (vor der Publikation der Artikel, die schließlich zur Verleihung des Nobelpreises führten, hatte er diese Überzeugung ironischerweise noch nicht gehabt– vielleicht eine gute Illustration des Problems). Einen etwas homöopathischen Ansatz verfolgt DORA (Declaration on Research Assessment). Die Deklaration wurde bisher von gut 10.000 Forschenden, Redaktoren, Verlegern, Vertretern von Fördergeldinstitutionen und Professoren unterzeichnet, was sicherlich zeigt, dass das Thema unter den Nägeln brennt. Die Unterzeichner unterstützen das Anliegen, die Qualität des Forschungsbeitrages selbst zu bewerten und nicht die Reputation des Journals als Annäherung daran zu betrachten. Insbesondere wollen sie nicht länger, dass Forschungsgelder und Beförderungen vom Impact Factor abhängen. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss, dass Bewertungen künftig ausschließlich durch Fachvertreter vorgenommen werden können, so wie dies ursprünglich vorgesehen war. Und auch, dass diese die Artikel wieder einzeln lesen, beurteilen und einordnen müssen. Wie dem Zeitmangel begegnet werden soll, der zweifelsohne den Hauptgrund für das Ausweichen auf simple Zahlen und Indices bildet, steht nicht in der Deklaration.

Über Fachzeitschriften mit hohem und niedrigem Impact Factor…

Wissenschaftliche Zeitschriften messen den Grad ihrer Bedeutsamkeit und ihres Einflusses oft an ihrem “Impact Factor” (IF). Der Impact Factor ist nichts anderes als ein Maß, dass die durchschnittliche Zahl an Zitierungen in verschiedenen Arten von Medien, u. a. Online- und akademischen Magazinen und ähnlichen Publikationen widerspiegelt. Im Wesentlichen ist eine Zeitschrift mit hohem IF eine Zeitschrift, die von vielen Publikationen und Experten zitiert wird. Ein hoher Impact Factor bedeutet also in der Regel, dass eine Zeitschrift als “bedeutender” gekennzeichnet wird, und ist somit ein Zeichen dafür, dass eine Zeitschrift es verdient, mehr beachtet und berücksichtigt zu werden, als Zeitschriften mit niedrigerem IF-Wert. Lesen Sie weiter, um von meinen Erfahrungen mit einigen unterschiedlichen Fachzeitschriften mit hohem IF zu hören.

Der High Impact Factor und der Artikelauswahlprozess
Wissenschaftliche Zeitschriftehohem Impact Factorn mit hohem IF, deren Bedeutung und Einfluss größer sind als die anderer Zeitschriften, können es sich im Allgemeinen leisten, bei der Wahl der Artikel, die sie herausbringen, selektiv vorzugehen. Aus dem einfachen Grund nämlich, dass Zeitschriften mit hohem IF mehr Einreichungen erhalten, da Autoren und Forscher darauf hoffen, ihre Werke häufig zitiert zu sehen. Wenn es Ihnen gelingt, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit in einer wissenschaftlichen Fachpublikation mit hohem Impact Factor zu platzieren, dann wird Ihr begutachteter und angenommener Artikel möglicherweise häufiger zitiert und in der Folge von einem größeren Leserkreis gelesen. Einen Artikel in der richtigen “Hoch-IF” Zeitschrift unterbringen zu können bedeutet somit, dass Ihrer Arbeit mehr Beachtung zuteil wird, was wiederum mehr finanzielle Forschungsmittel von verschiedenen Regierungseinrichtungen, privaten Stiftungen sowie der Industrie bedeuten kann.

Leider ist der Nachteil bei der Einreichung eines Artikel bei einer bedeutenden Zeitschrift mit hohem Impact Factor eben genau jener Faktor, welcher die Zeitschrift für die meisten Forscher ursprünglich so attraktiv gemacht hat: die Selektivität. Die Bewertung durch Fachexperten, das sogenannte “Peer Review”, kann bei Magazinen mit hohem IF deutlich schwieriger sein (und länger dauern) als bei wissenschaftlichen Zeitschriften mit niedrigerem IF. Manchmal jedoch macht es sich bezahlt, eine Ablehnung zu riskieren und längere Wartezeiten bei der Einreichung bei einer Zeitschrift mit hohem IF in Kauf zu nehmen. Wenn auch nur, weil Zeitschriften mit hohem IF auch einen besseren Wert beim “Lebenszyklus” der Zitierungen bei angenommenen und daraufhin erschienen Artikeln aufweisen.

Mit anderen Worten: Ein Artikel, den Sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift unterbringen, die einen hohen Impact Factor hat und hochangesehen ist, wird über einen sehr langen Zeitraum zitiert werden und dazu beitragen, dass das Potential steigt, dass Ihre Worte gelesen werden und Ihre Forschungsarbeit die Zuteilung von Forschungsgeldern beeinflusst. Sie sollten sich allerdings stets darüber im Klaren sein, dass die Selektivität, die bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor herrscht, Ihnen große Sorgen einbringen kann. Sie könnten in die Mangel genommen werden mit Befragungen durch die Lektoren und Redakteure der Zeitschriften. Sie könnten sich plötzlich verletzender Kritik ausgesetzt sehen oder Abfuhren erhalten, die als “hilfreiche Vorschläge” auftreten. Das war zumindest meine Erfahrung bis jetzt.

Niedriger Impact Factor, bessere Behandlung
Obwohl ein hoher Impact Factor bei akademischen Zeitschriften mit großer “Bedeutsamkeit” gleichgesetzt wird, würden Sie kaum jemanden in der Welt der Wissenschaften finden – zumindest niemanden mit gutem Ruf – der behaupten würde, dass eine Zeitschrift mit niedrigerer IF-Bewertung weniger wertvoll wäre als eine mit einem höheren IF. Denken Sie nur an das Motto einer sehr hoch angesehenen amerikanischen Autoverleihfirma: “Wir sind die Nummer 2. Wir strengen uns mehr an.” Da die Firma nicht die führende Ihrer Branche war, bemühte sie sich umso mehr, Kunden anzulocken, weil sie die Nummer 1 der Autoverleiher von ihrem Platz verdrängen wollte.

Wenn man es beim Einreichen eines Artikels mit Zeitschriften mit niedrigerem IF zu tun hat, ist es in gewissen Fällen so, als würde man den Diensteifer eines konkurrierenden Autoverleihs erfahren, der den ersten Platz einzunehmen versucht. Zeitschriften mit niedrigem IF strengen sich mitunter mehr an, qualitativ hochwertige Artikel und Arbeiten zu bekommen, damit ihr IF steigt, und arbeiten mehr kollegial mit den Autoren und Forschern zusammen.

Gibt es einen guten Grund für den niedrigeren IF?
Natürlich gibt es manchmal auch vollkommen offensichtliche Erklärungen, weshalb eine bestimmte wissenschaftliche Fachzeitschrift einen niedrigeren IF-Wert aufweist als eine konkurrierende, von Fachexperten im peer review bewerte Zeitschrift. Mitunter ist eine wenig angesehene Zeitschrift mit niedrigem IF auch einfach an einer ganz bestimmten Leserschaft interessiert und hat kein Interesse daran, die bequeme kleine Nische zu verlassen. Oder vielleicht publiziert die Zeitschrift ja einfach nur nicht ganz so bahnbrechend exzellentes Material. Beides kommt vor.

Ich persönlich habe Arbeiten und Artikel sowohl bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor als auch bei unbedeutenden Zeitschriften mit niedrigem IF eingereicht und ich wurde bei beiden von den Redakteuren und Herausgebern sehr unterschiedlich behandelt. Ich wurde von den Vorteilen der Zeitschriften mit hohem IF überzeugt und ich habe die Nachteile bei niedrig-IF Zeitschriften erlebt, aber ich habe auch erstklassige Betreuung bei einer Zeitschrift mit niedrigem IF erhalten und bin bei Zeitschriften mit hohem IF überhaupt nicht beachtet, respektlos behandelt und ignoriert worden. Egal wie gut Sie sich informieren und vorbereiten, manchmal gibt es scheinbar keinen Sinn und Verstand im System der wissenchaftlichen Einreichung und Veröffentlichung.