Was kann SCImago, was andere Journalkennzahlen nicht können?

27 August 2014  |  Geschrieben in Impact Factor, SCImago   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

scimagoWenn Sie diesen Blog regelmäßig verfolgen oder anderweitig im Bild sind, wie der Article Influence Score berechnet wird, dann ist der SCImago Journal Rank schnell erklärt, denn die Konzepte sind sich sehr ähnlich. SCImago verwendet jedoch Daten aus Scopus statt aus Web of Science und nutzt Zitate der letzten drei statt der letzten fünf Jahre als Berechnungsgrundlage. Bei beiden Kennzahlen wird gezählt, wie oft die Artikel eines Journals zitiert werden, die Zitate werden nach dem Prestige jener Journals, in welchen sie erscheinen, gewichtet und schließlich wird durch die Anzahl Artikel geteilt. Eine weitere Parallele zum Article Influence Score und dem verwandten Eigenfactor besteht darin, dass die Kennzahlen aus dem akademischen Umfeld der Informationsanalyse und -visualisierung geboren sind, sie stehen kostenlos zur Verfügung.

SCImago und Article Influence bieten Vorteile gegenüber dem Impact Factor

Sie heben sich vom weit verbreiteten Impact Factor in zwei Punkten ab: Einerseits werden bedeutendere Zitate stärker gewichtet. Außerdem sind die Punktzahlen von Journals aus unterschiedlichen Feldern vergleichbarer, da der verwendete Algorithmus ausgleicht, dass in einigen Fächern sehr viel mehr Artikel erscheinen und daher auch mehr zitiert wird. Wie für den Impact Factor  gilt jedoch auch für diese beiden Maße, dass sie den durchschnittlichen Artikel evaluieren und damit keine Aussage über die Qualität von spezifischen Papers machen können. Auch die Einteilung in Fächer und Themen bleibt ein Stück weit zufällig. So kann ein Journal in den Kulturwissenschaften relativ hoch gerankt sein, wird es aber ins Feld der Gender Studies eingeteilt, so sinkt sein Ranking (trotz gleicher Punktzahl) aufgrund der veränderten Vergleichsbasis.

Ist SCImago besser als der Article Influence?

Der Vorteil des SCImago Journal Rank gegenüber dem Article Influence besteht hauptsächlich darin, dass Scopus mehr Titel abdeckt, da es auch Publikationen von kleineren Verlagen und Gesellschaften erfasst. Namentlich in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist die Datenbank umfangreicher als Web of Science. Dadurch werden mehr Zitate registriert und es entsteht ein präziseres Bild. Außerdem steht die berechnete Kennzahl schlicht für mehr Titel zur Verfügung, momentan für gegen 20.000 (gegenüber etwa 12.000 Journals, für die der Article Influence berechnet wird).

Der größte Nachteil, welcher SCImago ebenso wie dem Article Influence anhaftet, besteht aber darin, dass die beiden eben nicht Impact Factor heißen. Dessen Bekanntheitsgrad macht es Konkurrenzprodukten schwer, Fuß zu fassen, selbst jenen, die eine überlegene Art der Berechnung anbieten können. Selbst Journals aus dem Hause Elsevier und die Besitzerin und Betreiberin von Scopus, setzten zu Marketingzwecken öfter auf den Impact Factor als auf den SCImago Rank. Die Kritik am Impact Factor ist berechtigt und hält seit Jahren an. Sie wird irgendwann ein Umdenken auslösen. Der Wechsel zu einem besseren Maß ist zwar erst ein kleiner Schritt in Richtung fairere Evaluationen, aber immerhin eine Verbesserung, die mit wenig Aufwand erreicht werden kann.

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