Tipps zur Überarbeitung von Inhalt und Struktur

12 April 2013  |  Geschrieben in Publikation   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

Wissenschaftliche Arbeiten sind oft durch einen zu hohen Abstraktionsgrad und der Verwendung umständlicher oder komplizierter Formulierungen gekennzeichnet. Leserliches Schreiben wird mit Ausnahme von einigen Seminaren in der wissenschaftlichen Theorie und Praxis vernachlässigt. Forscher konzentrieren sich bei ihren Arbeiten auf Hypothesen-Generierung und –Verifikation und übersehen dabei gerne, dass der formale Inhalt und die Struktur für die Publikation eines Artikels mindestens ebenso entscheidend sind wie die wissenschaftliche Leistung an sich.

Lesbares Schreiben wird schlichtweg vergessen. Eine lebendige Kommunikation mit dem Leser, Information und Überzeugung gepaart mit Nachvollziehbarkeit der Thesenpräsentation taucht so gut wie nicht auf. Vielmehr scheint sich der Gedanke zu halten oder sogar eine Tradition auszubilden, dass Konfusion, Vernebelung und Irreführung in Rhetorik und Schreibstil Ziel wissenschaftlicher Arbeit sein sollte. Es scheint als würde folgendes gelten: Umso komplizierter die Formulierung, um so wissenschaftlich hochtrabender der Gehalt des Artikels.

Gleichzeitig, so paradox es klingt, bevorzugen Wissenschaftler bei ihren eigenen Lesen einfache und flüssig formulierte Artikel, haben aber selbst eine Tendenz in ihrem Schreibstil genau das gegenteilige Mantra zu verfolgen. Ein wissenschaftliches Lektorat durch einen Muttersprachler kann hier vieles glätten und auf Formulierungsverbesserungen hinwirken. Ebenso können selbst geringfügige Strukturänderungen an einem Dokument die Lesbarkeit und damit die Chancen der Publikationswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen.

Versetzt sich ein Autor in die Peer Reviewer hinein, die regelmäßig eine enorme Anzahl an Artikeln zunächst lediglich zu lesen haben, wird das Verlangen nach Klarheit und Stringenz in Inhalt und Formulierung deutlich. Leserliches Schreiben kann ein – wenn nicht der – entscheidende Vorteil sein, welcher zur Annahme eines Artikels durch ein Journal führt. Komplexes, vielschichtiges Schreiben, zusammengefasst durch lange Sätze, die zur Unübersichtlichkeit durch Untergliederung in Teilsätze gebunden werden, sollte man der Belletristik und dem Feuilleton überlassen – dort gehören sie hin.

Da sich Traditionen nur schwer ändern lassen, ermöglicht ein zweiter Blick auf ein Manuskript durch Lektoren, die in Formulierung und Schreibstil geschult und gewandt ist, eine deutliche Verbesserungsmöglichkeit von der eigenen Prosa hin zu einem wissenschaftlich verfassten Schreib- und Inhaltsstil. Einhergehend mit stilistischen Änderungen werden oft strukturelle Umgruppierungen an dem Text offensichtlich und möglich. Leserliches Schreiben ist somit weit weniger Selbstzweck als auch inhaltlich-strukturelle Verbesserung des ganzen Manuskriptes. Derartige Veränderungen können, so die Meinung vieler Herausgeber, selbst einem wissenschaftlich schwächerem Manuskript zu einem Publikationserfolg verhelfen. Eher als es eine unleserlich geschriebene Meisterleistung der Forschung zu vollbringen vermag.

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