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Die 3 Grundtypen akademischer Rezensionen

Rezensionen ArticleRezensionen, wie beispielsweise von Theaterstücken, Restaurants oder Büchern, beschreiben und bewerten ihren Gegenstand. Sie erklären, welches Publikum bedient wird und geben Hinweise auf die Einordnung im betreffenden Gebiet. Ziel ist es, dem Leser ein Urteil darüber zu ermöglichen, ob ihm das Stück, das Restaurant oder das Buch zusagen würde und ob sich der Einsatz von Zeit und Geld dafür lohnt. Im akademischen Betrieb hat das Wort allerdings mitunter eine andere Bedeutung, namentlich wenn es um „Reviews“ von Artikeln geht. Diese sind jedoch nicht der einzige Gegenstand von akademischen Rezensionen, und lange nicht der häufigste; auch Bücher oder ganze Forschungsgebiete werden rezensiert.

Rezension von akademischen Büchern

Diese unterscheidet sich nicht grundlegend von der Besprechung eines Romans: Sie setzt nicht zwingend voraus, dass der Leser mit dem Gegenstand des Artikels vertraut ist. Es soll also rasch klar werden, wovon das Buch handelt, was die hauptsächlichen Schlussfolgerungen sind, an wen es sich richtet, vor welchem Hintergrund es entstand und in welchem Verhältnis es zu anderen bedeutenden Publikationen des Fachgebiets steht. Solche Buchbesprechungen entstehen üblicherweise auf Anregung des Verlags, der das Buch veröffentlicht, oder der Redaktoren der Fachzeitschrift, in welcher die Rezension erscheinen soll: Autoren, welche zwingend Experten des Fachgebiets sein müssen, werden kontaktiert und um die Rezension gebeten.                                                                                                                                                    Lesern mit beschränkten Kenntnissen in einem Themengebiet bietet sich die Möglichkeit, in einschlägigen Journals gezielt nach Buchrezensionen zu suchen. So kann man sich in sehr knapper Zeit einen Eindruck über den aktuellen Stand der akademischen Diskussion machen.

Rezension von Artikeln in Journals mit Peer Review

Akademische Artikel-Reviews stehen hingegen in der Tradition des wissenschaftlichen Diskurses: Die Rezension bildet hier eher einen Beitrag zum Forschungsgebiet, als dass es sich um einen Überblick handelt. In der wissenschaftlichen Rezension eines Artikels können Vorgehen oder Schlussfolgerungen des Autors kommentiert und kritisiert werden oder es kann auf Auslassungen eingegangen werden. Eigentliche Fehler sollten bereits im Peer Review Prozess entdeckt worden sein.  Ist dies ausnahmsweise dennoch erst nach erfolgter Publikation der Fall, so bieten Journals die Möglichkeit, Fehlern mit Errata, Corrigenda oder Addenda zu begegnen. Bei einem Reviewartikel handelt es sich also eher um einen Disput zwischen dem Autor des Originalartikels und dem Autor des kommentieren Artikels. Letzterer muss dabei seinen Text vor der Publikation ebenfalls dem üblichen Peer Review Prozess unterziehen. Die meisten Journals räumen daraufhin dem Autor des Originaltextes die Gelegenheit zu einer Stellungnahme ein; gegebenenfalls wird auch dem kommentiereden Autor eine finale Erwiderung ermöglicht. All diese Texte werden gemeinsam mit der Review veröffentlicht. Solche offenen und öffentlichen Dispute sind allerdings relativ selten.

Reviews vom Stand der Forschung

Geläufiger sind Reviews, die sich nicht auf einen einzelnen Artikel konzentrieren, sondern den aktuellen Stand oder kürzlichen Fortschritt des Forschungsfeldes als Ganzes wiedergeben und kritisch betrachten. Mehr noch als bei der Buchrezension besteht hier der Fokus darin, den Hintergrund und Kontext zu präsentieren. Noch einen Schritt weiter gehen Metastudien, welche Daten und Ergebnisse verschiedener Studien oder Forschungsprojekte zusammenfassen und so Einblicke in die größtmögliche zusammenhängende Datenmenge erlauben. Einige Journals widmen sich exklusiv solchen Artikeln, oft werden sie aber in den üblichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Solche Texte bilden ausgezeichnete Ressourcen für Einsteiger in ein Thema.

Die beschriebenen drei Grundtypen von Rezensionen haben also eine jeweils sehr unterschiedliche Natur. Ihre Verfasser verfolgen andere Ziele und benötigen für ihre Arbeit unterschiedliche Fähigkeiten. Auch die Leserschaft, an die sich die verschiedenen Rezensionen richten, ist nicht die selbe. Allen drei Texttypen ist aber gemeinsam, dass sie ihrem Autor eine wertvolle Übung im Hinblick auf eine Peer Review Tätigkeit ermöglichen.

Ablehnung eines eingereichten Manuskripts

Grundlage einer guten wissenschaftlichen Arbeit ist ein solide erarbeitetes Manuskript, das die (Hypo-) Thesen klar und eindeutig strukturiert und im Argumentationsverlauf den Leser von der Validität bei gleichzeitig guter Leserlichkeit überzeugt. Aber selbst wenn ein Artikel diese Bedingungen erfüllt, ist dies keine Garantie für eine Veröffentlichung. Die Gründe für eine Ablehnung in einem Peer Review Prozess sind mannigfaltig:

  • Das Manuskript fällt nicht in den thematischen Rahmen des Journals
  • Die zugewiesene Priorität des Manuskripts ist im Vergleich mit anderen eingereichten Artikeln gering
  • Es sind -bei einem praxisorientierten Aufsatz- keine klaren Anwendungen für die  Zukunft ableitbar
  • Der Artikel adressiert keine wissenschaftlich interessante oder wichtige Fragestellung
  • Die Arbeit befasst sich nicht mit neuen oder originellen Fragestellungen
  • Die Hypothesenüberprüfung ist unsauber oder unvollständig erarbeitet
  • Für die Hypothesenverifikation oder -validierung hätten andere Experimente durchgeführt werden müssen
  • Der Autor hat die ursprüngliche Fragestellung über den Verlauf des Manuskripts abgeändert
  • Die statistische Bemessungsgrundlage ist zu klein
  • Die Studiendurchführung ist unsauber erarbeitet
  • Die statistische Durchführung und Auswertung ist mangelhaft
  • Die Schlussfolgerungen des Autors können nicht aus den Thesen und deren Beweisführung abgeleitet werden
  • Interessenskonflikte jedweder Art sind zu groß
  • Das Manuskript ist nicht gut geschrieben
  • Die Präsentation der Arbeit ist unzureichend
  • Es liegen Sprachmängel bei englischsprachigen Artikeln vor

Sollte es zu einer Ablehnung aus einem der genannten Gründe führen, ist dies für jeden Wissenschaftler frustrierend. Denn in der Regel bleibt unklar, was der ausschlaggebende Punkt für eine Zurückweisung war und die Anmerkungen der Reviewer legen meist nur oberflächlich die Gründe für die Zurückweisung dar. Aus der Perspektive der Veröffentlichungen betrachtet, gibt es in den Wissenschaften keine erfolglose Forschung, da alle veröffentlichten Manuskripte und Studien den Erfolg der Autoren durch Thesenverifikation belegen. Dass die Quote der Zurückweisungen jedoch trotzdem weit über 90 Prozent liegt, wird oft individuell ausgeblendet.

Ein Wissenschaftslektorat kann jeden Wissenschaftler bereits vor der Abgabe eines Manuskripts beratend begleiten. Dies ermöglicht die Glättung möglicher Ecken und Kanten in einem Manuskript und erlaubt eine unabhängige externe Begutachtung hinsichtlich formaler und informaler Kriterien wie Syntax und Grammatik, Leserlichkeit, Konsistenz der Argumentation und Qualität statistischer Untersuchungen.

Gerade in den Naturwissenschaften wie der Medizin kann ein derartiges Lektorat zur Verbesserung von Struktur und Inhalt einer Arbeit erheblich beitragen. Einer der geeignetsten Zeitpunkte für eine Intervention durch ein unabhängiges Wissenschaftslektorat ist nach der Ideen- und Hypothesengenerierung und zu Beginn (oder auch während) des Formulierungsprozesses, da dies die strukturellen Aspekte der Forschung mit sprachlichen Formulierungselementen verbindet.

Der Peer Review Prozess

Der Peer Review Prozess stellt sowohl Muttersprachler („native language speaker“) als auch Zweitsprachler („second language speaker“) vor immer wiederkehrende neue Herausforderungen. Nach der Identifizierung des geeigneten Publikationsorgans für die wissenschaftliche Arbeit müssen die Rahmenbedingungen hinsichtlich Struktur und Inhalt (beispielsweise Zusammenfassung, Zitierungsvorschriften, Anforderungen an Grafiken und Tabellen) angepasst und eingehalten werden. Zweitsprachler stehen zudem vor Problemen wie korrekter Syntax und Grammatik. Ein Lektorat Service kann bereits bei der Manuskriptbearbeitung, d.h. noch vor der Einreichung, unterstützend tätig werden, um oben genannte Aspekte zu beachten.

Strukturell gliedert sich der Peer Review Prozess in die Schritte

Abgabe des Artikels

  • Erste Begutachtung hinsichtlich thematischer Passgenauigkeit und wissenschaftlicher Qualität
  • Ablehnung oder Übergabe an Begutachter
  • Überprüfung der
    • Signifikanz
    • Präsentation
    • Wissenschaftlichkeit
    • Evidenz
    • Argumentation & Beweisführung
    • Theoretischer Gehalt
    • Länge
    • Wissenschaftsethische Aspekte
  • Bewertung durch Begutachter
    • Akzeptanz
    • Revision
    • Ablehnung
    • Entscheidung durch den Herausgeber
  • Entgültige Entscheidung durch den Herausgeber
  • Absprache hinsichtlich Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Veröffentlichung

Des Weiteren können in Abhängigkeit des Publikationsorgans, unterschiedliche Arten von Peer Review Prozessen durchlaufen werden. Diese gliedern sich in:

  • der Autor kennt den Namen des Begutachters nicht, der Begutachter sieht aber den Namen des Autors
  • Autor und Begutachter sind beide anonymisiert „Double blind review”
  • Autor und Begutachter werden namentlich genannt „Open Review“

Jede dieser Spielarten hat spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Abgabe eines Manuskriptes beachtet werden müssen.

Ebenso wie der Autor eines Artikels bestimmten formalen und inhaltlichen Zwängen unterworfen ist, müssen die Begutachter spezifischen Richtlinien folgen. Ein Lektorat, das einen mit dem Wissenschaftsfeld und -prozess vertrauten Muttersprachler einsetzt, kennt sowohl die Vor- und Nachteile der jeweiligen Review Art und kann somit bereits vor dem Peer Review Prozess steuernd eingreifen.

Die Quote der Absage liegt im ersten Schritt in der Regel weit über 70 Prozent. Von den verbleibenden Artikeln werden nochmals mindestens 50 Prozent nicht für eine Veröffentlichung angenommen. Kriterien sind insbesondere mangelnde Originalität und Fehlen einer inhaltlich hinreichenden Aussage.

Da die Anzahl der eingereichten Artikel ein nicht geringes Volumen umfasst und Peer Review eine philanthropische Aufgabe für Wissenschaftler darstellt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel umgehend beiseitegelegt und damit abgelehnt ist, die Regel. Kommt es nicht zu einer initialen Ablehnung, dauert der Prozess, bis ein Artikel letztendlich abgelehnt oder angenommen wird, bis zu zehn Wochen.

Während dieser Zeit besteht keine Möglichkeit auf den Prozess Einfluss zu nehmen und eine Einreichung bei einem konkurrierenden Journal ist untersagt. Sollte es für einen Artikel zu mehreren nacheinander folgenden Einreichungen mit Ablehnungen kommen, kann im schlechtesten Fall die Aktualität und Originalität der Publikation erheblich beeinträchtigt sein.