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Der Peer Review Prozess

Der Peer Review Prozess stellt sowohl Muttersprachler („native language speaker“) als auch Zweitsprachler („second language speaker“) vor immer wiederkehrende neue Herausforderungen. Nach der Identifizierung des geeigneten Publikationsorgans für die wissenschaftliche Arbeit müssen die Rahmenbedingungen hinsichtlich Struktur und Inhalt (beispielsweise Zusammenfassung, Zitierungsvorschriften, Anforderungen an Grafiken und Tabellen) angepasst und eingehalten werden. Zweitsprachler stehen zudem vor Problemen wie korrekter Syntax und Grammatik. Ein Lektorat Service kann bereits bei der Manuskriptbearbeitung, d.h. noch vor der Einreichung, unterstützend tätig werden, um oben genannte Aspekte zu beachten.

Strukturell gliedert sich der Peer Review Prozess in die Schritte

Abgabe des Artikels

  • Erste Begutachtung hinsichtlich thematischer Passgenauigkeit und wissenschaftlicher Qualität
  • Ablehnung oder Übergabe an Begutachter
  • Überprüfung der
    • Signifikanz
    • Präsentation
    • Wissenschaftlichkeit
    • Evidenz
    • Argumentation & Beweisführung
    • Theoretischer Gehalt
    • Länge
    • Wissenschaftsethische Aspekte
  • Bewertung durch Begutachter
    • Akzeptanz
    • Revision
    • Ablehnung
    • Entscheidung durch den Herausgeber
  • Entgültige Entscheidung durch den Herausgeber
  • Absprache hinsichtlich Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Veröffentlichung

Des Weiteren können in Abhängigkeit des Publikationsorgans, unterschiedliche Arten von Peer Review Prozessen durchlaufen werden. Diese gliedern sich in:

  • der Autor kennt den Namen des Begutachters nicht, der Begutachter sieht aber den Namen des Autors
  • Autor und Begutachter sind beide anonymisiert „Double blind review”
  • Autor und Begutachter werden namentlich genannt „Open Review“

Jede dieser Spielarten hat spezifische Vor- und Nachteile, die bei der Abgabe eines Manuskriptes beachtet werden müssen.

Ebenso wie der Autor eines Artikels bestimmten formalen und inhaltlichen Zwängen unterworfen ist, müssen die Begutachter spezifischen Richtlinien folgen. Ein Lektorat, das einen mit dem Wissenschaftsfeld und -prozess vertrauten Muttersprachler einsetzt, kennt sowohl die Vor- und Nachteile der jeweiligen Review Art und kann somit bereits vor dem Peer Review Prozess steuernd eingreifen.

Die Quote der Absage liegt im ersten Schritt in der Regel weit über 70 Prozent. Von den verbleibenden Artikeln werden nochmals mindestens 50 Prozent nicht für eine Veröffentlichung angenommen. Kriterien sind insbesondere mangelnde Originalität und Fehlen einer inhaltlich hinreichenden Aussage.

Da die Anzahl der eingereichten Artikel ein nicht geringes Volumen umfasst und Peer Review eine philanthropische Aufgabe für Wissenschaftler darstellt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Artikel umgehend beiseitegelegt und damit abgelehnt ist, die Regel. Kommt es nicht zu einer initialen Ablehnung, dauert der Prozess, bis ein Artikel letztendlich abgelehnt oder angenommen wird, bis zu zehn Wochen.

Während dieser Zeit besteht keine Möglichkeit auf den Prozess Einfluss zu nehmen und eine Einreichung bei einem konkurrierenden Journal ist untersagt. Sollte es für einen Artikel zu mehreren nacheinander folgenden Einreichungen mit Ablehnungen kommen, kann im schlechtesten Fall die Aktualität und Originalität der Publikation erheblich beeinträchtigt sein.

Die Rolle des Herausgebers

Der Herausgeber ist die zentrale Person, die einem wissenschaftlichen Journal die inhaltliche Richtung  der zu veröffentlichenden wissenschaftlichen Themen vorgibt. Dabei ist es ratsam, eine gewisse Kontinuität gegenüber den Manuskriptrichtlinien der vorherigen Herausgeber zu wahren und gleichzeitig die eigene Handschrift einfließen zulassen. Über die Gestaltung der inhaltlichen Ausrichtung hinaus ist der Herausgeber aber auch für die Auswahl der Peer Reviewer und anderer am Publikationsprozess beteiligten Personen verantwortlich. Ebenso für deren Kommunikation mit dem Verlag, um einen kontinuierlichen Publikations- und Peer Review Prozess zu garantieren und Verzögerungen zu vermeiden.

Bei einer Übernahme der Herausgeberschaft muss die bisherige Positionierung des Journals innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft beachtet werden, insbesondere die Wünsche und Bedürfnisse der Leserschaft. Die Qualität der Arbeit eines Herausgebers wird gemessen an der Entwicklung der Zahl der Abonnemente, am „Impact Factor“und am „Science Citation Index“ und ist für ihn so kritisch wie der Peer Review für einen Autor.

Um einen Herausgeber, der letztendlich die Entscheidung zur Veröffentlichung jedes Artikels trifft, von dem wissenschaftlichen Gehalt und der Passform des Manuskriptes gerade für sein Journal zu überzeugen, ist es von Vorteil, ein muttersprachliches Korrektorat und Lektorat bereits in den ersten Stufen der Manuskriptgenerierung heranzuziehen. Lektoren, die mit den Hürden des Publikationsprozesses vertraut sind, können die Ansprüche und Vorstellungen eines Herausgebers oftmals besser einschätzen als der Wissenschaftler, der hauptsächlich auf die Publikation seines Manuskriptes fixiert ist.

Um einen Herausgeber besser einschätzen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein guter Anhaltspunkt für die persönlichen Interessen und wissenschaftliche Zielrichtung, die ein Herausgeber seinem Journal geben will, ist seine Stellungnahme, die er bei der Übernahme der Herausgeberschaft im Vorwort des Journals veröffentlicht hat. Desweiteren können auch die Präferenzen des Herausgebers aus der bisheriger Forschung eruiert werden. Dies kann – zu mindestens – ein vager Leitfaden sein, der jedoch nicht zwangsläufig die eindeutige Ausrichtung des Journals widerspiegelt. Vergessen Sie aber nicht, dass der Herausgeber sich in einer genealogischen Rolle in der historischen Abfolge bisheriger Herausgeber sieht (bewahren und weiterentwickeln sind die einschlägigen Verben), somit können auch frühere Ausgaben des Journals zur Orientierung herangezogen werden.