Aus der Katgorie: Publikation

Welche Open Access Journals schaden der Karriere?

Open Access Publishing hopen_accesseisst, akademische Artikel kostenlos zugänglich zu machen. Oft werden als alternative Einnahmequelle Gebühren von den Autoren verlangt. Grundsätzlich ist es schwierig zu begründen, weshalb Forschung von der öffentlichen Hand finanziert werden soll, gleichzeitig aber die Übernahme der Publikationskosten abzulehnen ist. Schließlich hängt der Fortschritt, der durch Forschung erreicht werden kann, direkt davon ab, dass Resultate zugänglich sind und bekannt werden. Unter den kostenlosen Journals, die oft nur online zur Verfügung stehen, sind durchaus Titel mit bester Reputation zu finden. PLOS ist ein oft genanntes Beispiel. Dennoch stößt das Modell Open Access bei vielen auf grundsätzliche auf Ablehnung.

Von Raubtieren und Parasiten

Schuld daran sind nicht zuletzt sogenannte Predatory Journals. Solche Publikationen halten sich nicht an akademische und redaktionelle Standards, vernachlässigen die Qualitätssicherung aufs gröbste und publizieren so gut wie jeden eingereichten Artikel, sofern die Publikationsgebühr bezahlt wird. Die Redakteure sind nicht qualifiziert, die Qualität und Wichtigkeit der eingereichten Artikel zu beurteilen – es gibt sogar Fälle, in denen Namen von Redakteuren schlicht erfunden worden sind. Die Peer Review, die kritische Beurteilung des Artikels durch andere Experten, findet bei den „räuberischen Publikationen“ sehr nachlässig und häufig gar nicht statt. Wer sich täuschen lässt oder zu wenig nachforscht und in der Folge seine Arbeit einem solchen Verlag anvertraut, dem entgeht im günstigeren Fall das im Peer Review übliche Feedback und die möglicherweise verdiente Aufmerksamkeit. Im schlechteren Fall setzt er sich dem Verdacht aus, im Vorfeld von „echten“ Journals abgelehnt worden zu sein; ein echter Karriereknick ist nicht auszuschließen.

Die Guten von den Bösen trennen

Unseriöse Titel zu erkennen ist also von großer Bedeutung – dies gilt allerdings nicht nur für jene Journals, die von Autorengebühren abhängen – wird aber durch die Vielzahl neuer Publikationen immer schwieriger. Wer in Betracht zieht, in einem ihm nicht bekannten Journal zu publizieren, bei dem sollten die Alarmglocken spätestens dort läuten, wo nicht bekannt ist, wer im Redaktorenteam mitwirkt, wenn die Redaktoren keinen Namen im jeweiligen Fachgebiet haben, oder wenn der Autor um Kontakte von möglichen Peer Reviewern gebeten wird. Weitere Anzeichen, die auf eine unseriöse Zeitschrift hindeuten, sind eine nachlässig designte Website, fehlende Transparenz bezüglich anfallender Gebühren, das Versprechen auf eine sehr kurze Zeitspanne zwischen Eingabe und Publikation, unprofessionelle Kommunikation inklusive Spam Mails mit der Aufforderung Texte einzureichen, oder das Fehlen einer ISSN- oder DOI-Nummer. Und natürlich ist das Erkennen von zweifelhaften Artikeln (obwohl letzteres zu nicht immer so einfach ist wie beim Artikel, der von Scientific Research Publishing (SCIRP) mit folgendem Abstract publiziert wurde: „Approach to expansion of an opportunity of the reception the guaranteed estimation for a problem of reconstruction the impact within the limits of the dynamical algorithm is considered in the article.“)

Bei Zweifeln sind die Universitätsbibliothekare des eigenen Institutes, die sich professionell mit der Beurteilung verschiedener Medien befassen, üblicherweise gute Anlaufstellen. Die am weitesten beachtete Liste von Predatory Journals führt der Mann, der den Begriff geprägt hat, Jeffrey Beall. Sie umfasst momentan 556 Titel (darunter auch das oben erwähnte SCIRP) und wird regelmäßig aktualisiert. Solche Zusammenstellungen können aber nur verdächtige Titel aufzählen und stellen kein definitives Urteil dar. Wer Monate in seine Forschungsarbeit investiert hat, tut sicherlich gut daran, bei der Veröffentlichung Vorsicht walten zu lassen und sich intensiv über unbekannte Titel zu erkundigen.

Vermarktung akademischer Publikationen durch Videos

academic-video-marketingWissenschaftliche Publikationen sollen so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen und häufig zitiert werden. Der resultierende Reputationsgewinn schiebt den Autor auf seinem Karrierepfad voran und lässt die Verlagskasse klingeln. Zusätzlich wird das Fundament des bestehenden Wissens, auf welches spätere Arbeiten aufbauen, gestärkt. Wird ein Buch häufiger referenziert, so vergrößert sich in der Folge auch die Leserschaft. Im eher langwierigen akademischen Betrieb können aber zwischen der Veröffentlichung und den ersten Zitaten Monate vergehen. Da ist es äußerst nützlich, in der Zwischenzeit das Thema Vermarktung aufzugreifen, die Visibilität zu erhöhen und sich ins Gespräch zu bringen. Die klassischen Mittel dazu sind bei Artikeln gesprochene Präsentationen auf Konferenzen, bei Büchern entsprechende Rezensionen oder andere Medienbeiträge. Das Gesicht des akademischen Publikationbetriebs hat sich in den letzten Jahren durch neue technische Möglichkeiten stark verändert. Höchste Zeit, dass auch beim Element der visuellen Präsentation neue Wege beschritten werden!

Neue Möglichkeiten nutzen

Reine Onlinepublikationen konnten sich bereits etablieren und im Zuge neuer Businessmodelle stehen akademische Inhalte vermehrt kostenlos zur Verfügung. Da ist es naheliegend, auch in puncto Marketing ähnliche Schritte zu unternehmen. Das Konzept des Video Abstracts steckt noch in den Kinderschuhen, einige Pioniere verzeichnen damit aber bereits Erfolge. Neben Katzenvideos reihen sich auf YouTube seit Kurzem Filmchen von einigen Minuten ein, in welchen ein Autor erklärt, wovon seine Publikation handelt. Besonders angebracht ist dieses Kommunikationsmittel im Bereich der Naturwissenschaften: oft sind Animationen hier gut geeignet, um ein Konzept darzustellen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften hingegen sind eher Videos zu finden, in denen der Autor in seinem Büro sitzend Grundidee, Vorgehen, Resultate und Bedeutung seiner Arbeit vorstellt, oder in Form eines Interviews darüber Auskunft gibt. Nicht nur in der Art der Vermittlung gibt es Unterschiede. Manche Videos entstehen auf Bestreben des Autors, bei anderen kommt der Anreiz vom Verlag; manchmal wird gleich selbst gedreht, ab und zu sind professionelle Produktionsfirmen am Werk. Die Verbreitung kann über Plattformen wie YouTube stattfinden, oder auf der Website des Journals oder Verlags, zusammen mit dem eigentlichen Artikel oder auf der Verkaufsplattform für das Buch.

Klappt’s?

Gemeinsam ist den Videos aus dem akademischen Umfeld aber das Ziel: Eine Arbeit einem größeren Publikum bekannt zu machen. Und laut Untersuchungen von Scott Spicer (selbstverständlich komplett mit Video Abastract seines Artikels) klappt’s. In den von ihm untersuchten wissenschaftlichen Publikationen sind die Werke mit Video im Schnitt erfolgreicher als jene, die auf ein visuell-akustisches Element verzichten. Allerdings kann nicht abschließend beurteilt werden, ob die Videos tatsächlich den Leserkreis erweitern, oder ob bessere Autoren einfach mehr Marketing betreiben. Bei oft mehreren hundert und in Einzelfällen auch mehreren zehntausend Aufrufen bei YouTube kann man aber davon ausgehen, dass Leute ohne akademischen Hintergrund durch Video Abstracts eher zu Journal Artikeln und wissenschaftlichen Büchern finden. Dies führt kaum zu mehr Zitierungen, ist aber aus dem Aspekt der Wissensverbreitung zu begrüßen. Wo es um die Vermarktung von akademischen Büchern geht, ist dieses Phänomen besonders interessant. Verlage setzten Videos mitunter gezielt dazu ein, andere Medien zu ködern und damit die Autoren und ihre Werke auf klassische Weise einem breiteren Publikumskreis bekannt zu machen.

Veröffentlichen gegen Gebühr: Lohnt sich der finanzielle Aufwand?

Das Aufeinandertreffen von subhigh-price-journalsventionierter Forschung mit der profitorientierten Natur vieler Verlagshäuser schafft ein unbequemes Spannungsfeld im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens. Die durchaus gut budgetierte Bibliothek der Universität Harvard sorgte für Schlagzeilen, als sie bekanntgab, sich die Kosten zum Veröffentlichen in diversen Journals nicht länger leisten zu können. Von jährlichen Kosten in Höhe von 40.000 US Dollar für einen einzigen Titel war die Rede, und von Preisen, die sich in kurzer Zeit verdoppelt hatten.

Forschung zwischen öffentlichem Gut und Profit

Das Problem liegt in der Natur des Gutes „Forschung“, ebenso wie an der Struktur der Industrie. Neue Erkenntnisse bauen immer auf bereits vorhandenes Wissen, nicht ohne Grund lautet der Slogan von Google Scholar, einer Suchmaschine für wissenschaftliche Artikel, „stand on the shoulder of giants“. Kann ein Forscher sich nicht auf den aktuellsten Stand bringen, so kommt es nicht nur zu Ineffizienzen und Doppelspurigkeiten, sondern es wird auch ein fundamentales Prinzip der Forschung verletzt: Dass Erkenntnisse nur dann zu Fakten werden, wenn sie der Falsifizierbarkeit ausgesetzt sind, wenn also jedermann die Forschungsarbeit einsehen und kritisieren kann. Daher ist „Peer Review“ das Herzstück von Journals. Typischerweise treiben Forscher von öffentlichen oder gemeinnützigen Geldern getragen den Erkenntnisstand ihrer Disziplin voran, schreiben Artikel und geben diese kostenlos an Verlagshäuser ab. Diese bitten Experten, den neuen Artikel kritisch zu begutachten, was wiederum auf Kosten von Forschungsbudgets und nicht zu Lasten des Verlagshauses geschieht. Was dem kritischen Blick der Kollegen standhält und als richtig und wichtig eingestuft wird, wird schließlich in der Zeitschrift veröffentlicht. Und muss dann von den Universitätsbibliotheken teuer bezahlt werden. Man versteht den Unmut des Bibliothekars, der mitunter die Früchte der Forschungsleistung einkaufen muss, die von der eigenen Institution finanziert wurde, um sie den eigenen Studenten zugänglich zu machen. Zahlreiche, nicht profitorientierte Verlage versuchen dieser Situation Abhilfe zu schaffen. Ein relativ neuer Trend sind Open Access Journals, die völlig kostenfrei zur Verfügung stehen. Einige finanzieren sich über Subventionen, andere basieren auf dem Prinzip, dass der Forschende über eine Gebühr die Veröffentlichung seines Artikels selbst finanziert. Diese Gebühren werden vermehrt bereits im Budget von Forschungsprojekten berücksichtigt.

Qualität hat ihren Preis. Oder?

Die karriereförderne Wirkung von Publikationen in möglichst prestigeträchtigen und hochqualitativen Zeitschriften ist unbestritten. In klassischen Zeitschriften mit bezahltem Inhalt haben die besten Journals – traditionell daran gemessen, wie oft sie zitiert werden – den höchsten Zulauf von Artikeln und können sich die allerbesten herauspicken. Durch diese Auslese erreichen sie wiederum eine größere Leserschaft und werden öfter zitiert. Wie lässt sich diese Dynamik auf Open Access Journals übertragen? Der finanzielle Erfolg einer solchen Publikation hängt nicht von Entscheidungen von Bibliotheken ab, die versuchen, Zugang zu den relevantesten und wichtigsten Artikeln zu schaffen. Stattdessen stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von Preis und Qualität dem Forscher, respektive seinen Geldgebern. Die Preisgestaltung aber kann sehr unterschiedlich ausfallen. Ziehen die teuersten Zeitschriften also die besten Artikel an, oder lediglich jene, mit dem stärksten Budget? Garantieren teure Publikationen hohe Qualität und viel Prestige? Eine beeindruckende Datensammlung von eigenFACTOR meint: „Ja, aber…“ Durchschnittliche Publikationsgebühren von mehreren hundert Open Access Journals können hier ihrem jeweiligen Einflussfaktor gegenübergestellt werden. Letzterer berechnet die Chancen, dass ein Artikel zitiert wird, wobei ein Zitat in einer prestigeträchtigen Publikation stärker gewichtet wird. Die Daten zeigen, dass grundsätzlich ein positiver Zusammenhang zwischen Preis und Leistung besteht. Wer aber im Bereich Molekular- und Zellbiologie publizieren möchte, dem sei das Journal of Biomedicine and Biotechnology ans Herz gelegt. Die zweitbeste Chance auf Zitate in diesem Fachbereich gibt es für durchschnittlich 1.500 US Dollar pro Artikel. Doppelt so teuer ist es, seinen Namen in Drugs in R&D zu lesen, dessen Megaphonwirkung zudem wesentlich geringer ist.

Nach skandalträchtigen Enthüllungen von Artikeln, die trotz gefälschten Datensätzen und unplausibeln Folgerungen veröffentlicht wurden, steht die Qualität von Open Access Journals momentan grundsätzlich zur Diskussion. Das Publizieren gegen Bezahlung mindere möglicherweise den Anreiz, die Leserschaft zu befriedigen, der das Produkt ja gratis abgegeben wird. Das Volumen steigt, die Qualität nimmt ab. Tatsächlich gibt es unseriöse Open Access Publikationen, verschiedene Organisationen führen Listen von verdächtigen Titeln (zum Beispiel Scolarly Open Access). Viele Gründe sprechen für eine Veröffentlichung gegen Gebühr, nicht zuletzt die Ideologie, Forschung allgemein zugänglich zu machen. Wer diesen Schritt in Betracht zieht, tut aber gut daran, den Titel mit Bedacht zu wählen. Es gibt durchaus seriöse und effiziente Open Access Zeitschriften.

Über 100 Nonsens-Forschungsartikel von fachbewerteten (peer reviewed) Herausgebern entfernt

Jüngste Nachrichtenberichte haben die – zumindest für die Getäuschten – peinliche Situation ans Licht gebracht, der eine Reihe von akademischen und wissenschaftlichen Magazinen zu fliehen versuchten. Es scheint als seien über 100 Nonsens-Forschungsartikel von den fachbewerteten (peer reviewed) Verlagen entfernt worden. Das Problem ist durch automatische Artikelgeneratorsoftware enstanden, die Forschungsartikel fälschen kann. Solche Generatorprogramme liefern falsche Forschungartikel in der Regel bei Eingabe von einigen wenigen Parametern, wie z.B. vom Thema und themenrelevanten Schlüsselbegriffen. Kurz nachdem Sie “Eingabe/Enter” gedrückt haben, spuckt das automatische Artikelsoftwareprogramm einen eindrucksvoll aussehenden Forschungsartikel aus. Zumindest vordergündig, denn die meisten dieser Artikel fallen bei genauerer Betrachtung schnell durch alle akademischen und wissenschaftlichen Qualitätsprüfungen. Das bestätigt, dass in der Geschichte der Wisschenschaften viele der vermeintlich penibel recherchierten akademischen Berichte sich als entweder falsch bei ihren Entdeckungungen oder als schlampig geschrieben und recherchiert herausgestellt haben.

Automatische Erzeugung von Artikeln eine jüngere Entwicklung
Die Entwicklung des automatischen Artikelgenerators und das darauffolgende Auftreten gefälschter 100-Gibberish-Paperswisschenschaftlicer Artikel wird meist auf das Science Department des Massachusetts Institute of Technology und seinem “SCIgen” Programm zurückgeführt. Das SCIgen Programm, das 2005 erfunden wurde, zeigte sich, als es fertig entwickelt war, unglaublich geschickt bei der Generierung von akademischen Artikeln, die aus reinem Nonsens bestanden, Nonsens der sich oberflächlich allerdings sehr eindrucksvoll anhörte, las und auch aussah. SCIgen lieferte sogar Diagramme, Tabellen und scheinbar echte Quellennachweise, immer richtig formatiert, was den Lektoren und Herausgebern von nicht wenigen Magazinen gefiel. Die Erfinder von SCIgen am MIT Computer Science Department weisen darauf hin, dass das Programm nur zum Vergnügen – überwiegend ihrem – dient und nicht ernst genommen werden sollte, da die heruntergespulten generierten Artikel eigentlich keinen Sinn beinhalten.

Seit dem Erscheinen von SCIgen haben andere Entwickler, oft auf der Arbeit vom MIT aufbauend, rasch   falsche Forschungsberichte erzeugt und begonnen, Artikel bei verschiedenen Magzinen einzureichen. Es ist ein bisschen verwunderlich, dass so viele der angesehenen akademischen und wissenschaftlichen Zeitschriften mit hohem Prestige es zuließen, dass dieser Nonsens veröffentlicht  werden durfte. Bei der letzten Zählung waren es mehr als 120 von SCIgen erzeugte Artikel, die von diesem oder jenem Magazin von der Veröffentlichung zurückgezogen wurden, und es besteht die große Wahrscheinlichlichkeit, dass noch weitere da draußen kursieren. Die Zeitschriftenherausgeber versprechen, dass bald alle restlichen Artikel durch eine Prüfung aus dem System entfernt sein werden.

Wie ein Generator für gefälschte Forschungsberichte erfolgreich täuschen konnte
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Fähigkeiten von Softwares, tatsächlich einen echten Forschungsartikel zu erzeugen, gleich null, vor allem deswegen weil Softwares programmiert werden müssen und nur das tun können, wozu sie programmiert wurden. Denn, einfach ausgedrückt, Softwares “denken” nicht oder stellen sich Handlungen so vor wie wir das tun und können daher den notwendigen Kontext nicht erzeugen, der Nonsens von sinnhaltigen Texten unterscheidet. Anders formuliert: Softwares können Ihnen zwar Daten liefern, jedoch können sie diese nicht in irgendeinen Kontext oder Bedeutungszusammenhang stellen, der für einen menschlichen Leser einen Sinn ergeben würden.

Scheinbar hat SCIgen einigen seiner Benutzer geholfen, einige Artikel durch den Begutachtungs- und Lektoratsprozess zu schleusen – hauptsächlich deswegen, weil es so viele Artikel sind, die jedes Jahr eingereicht werden. Während viele Magazine nichts dazu sagen wollten, wieso ein Nonsens-Forschungsartikel tatsächlich publiziert werden konnte, scheint es teilweise an der großen Zahl der eingereichten Arbeiten zu liegen; manche Redakteure und Gutachter sahen sich gezwungen, auf den ersten Blick legitim wirkende Artikel nur flüchtig zu prüfen. Anzugeben, dass man sich bedrängt gefühlt hat und aus diesem Grund schlampig bei der Püfung und Begutachtung gewesen ist, würde bei den Lesern einer Fachpublikation sicherlich einen Vertrauensverlust hervorrufen.

Vielleicht ist es gut, dass ein automatischer Artikelgenerator so ein Durcheinander verursacht hat, und dass die Zeitschriften die redaktionellen Richtlinien und Begutachtungnormen verschärfen, damit der gefälschte wissenschaftliche Artikel sein Unwesen nicht mehr treiben kann. Allerdings wird sich noch zeigen, für wie lange die Magazine ihre Wachsamkeit praktizieren werden. Und wer weiß, ob die nächste Generation nicht doch in der Lage sein wird, Kontexte miteinzubeziehen? Sollte das geschehen, wäre es sehr gut möglich, dass noch weit mehr künstlich generierte Forschungartikel in das System gelangen würden.

SCIgen – Fluch oder Segen für den Wissenschaftsbetrieb?

Forschungsartikel 2.0 – SCIgen. Vor kurzem hat man entdeckt, dass zahlreiche wissenschaftliche und akademische Artikel vollständig von einer Computersoftware, einem Forschungsartikelgenerator, erzeugt wurden. Erstaunlicherweise fanden viele der Artikel, die von dieser Computersoftware generiert wurden, Aufnahme in einigen der angesehendsten medizinischen, wissenschaftlichen und akademischen Zeitschriften die es gibt. Einige Artikel waren, obwohl sie eindrucksvoll aussahen und mit komplexen Formulierungen und langen Wörtern versehen waren, einfach nur Kauderwelsch und ziemlich lächerlich, was man als Fachman bereits bei nur flüchtigem Durchlesen hätte erkennen können. Es ist immer noch nicht restlos geklärt, wieso verschiedene akademische Zeitschriften diese Artikel publiziert haben, da doch im Allgemeinen vorausgesetzt wird, dass gerade diese Zeitschriften die eingereichten Beiträge einem langen Prüf- und Bewertungsverfahren unterziehen.

SCIgenMan kann nur vermuten, dass die Lektoren und begutachtenden Fachexperten der verschiedenen Zeitschriften und anderen Fachpublikationen entweder zu beschäftigt waren, um die eingereichten Artikel einer Prüfung zu unterziehen, oder dass sie einfach von der oberflächlichen Erscheinung dieser Artikel beeindruckt waren. So teuflisch kann ein Forschungsartikelgenerator leider sein.

Wie der Forschungsartikelgenerator entstanden ist
Ein beliebtes Forschungsgenerierungsprogramm, das vom Massachusetts Institute of Technology entwickelt wurde und SCIgen heißt, generiert mit Leichtigkeit beliebige Forschungsberichte aus den Computerwissenschaften. Die Artikel enthalten alle erforderlichen Diagramme, Verweise und Zahlen, die eine Arbeit dieser Art allein schon durch die eindrucksvolle Aufmachung hervorstechen lassen würden. Die Fähigkeit von SCIgen kontextfrei zu texten wurde entwickelt, um die schnelle Entlarvung durch Plagiatserkennungssoftware zu verhindern, und die erzeugten Texte sind so nichtssagend , unauffällig und widerspruchsfrei, dass die generierten Artikel scheinbar niemandem aufgefallen sind, als sie ihren Weg durch den Review-Prozess der Zeitschriften und Publikationen gemacht haben, bei denen sie eingereicht wurden.

Forscher des MIT, die SCIgen entwickelt haben, geben bereitwillig zu, dass sein Nutzen im Unterhaltungswert und nicht in einer Vermehrung des Wissensvorrats liegt, aus dem SCIgen selbst seine Quellen bezieht. Tatsächlich lasen sich viele der Artikel von SCIgen, darunter auch jene, die in in so manch ein wissenschaftliches Magazin aufgenommen wurden, für jene Menschen, die von der Thematik, um deren Diskussion es den Zeitschriften ging, etwas verstanden, ziemlich inkoherent. MIT-Forscher geben zu, ziemlich erheitert gewesen zu sein, als sie sahen, wie die Abgehobenheit und Selbstgefälligkeit gewisser Zeitschriften einen ziemlichen Dämpfer erfuhr, als sie feststellen mussten, dass einige der publizierten Artikel in Wahrheit das Produkt eines automatischen Artikelgenerators waren.

Die Generatorprogramme zeigen die Schwächen des Systems auf
Akademiker, insbesonde wenn sie eine Professur jeglicher Art an einer Universität halten, sehen sich gezwungen, eine bestimmte Anzahl von Forschungsberichten zu publizieren, typischerweise jährlich oder während einer vorgegebenen Anzahl von Jahren. Die Zahl der pro Jahr bei den verschiedenen Zeitschriften eingereichten Forschungsberichte – die Chancen stehen auch gut, dass es für jede akademische und wissenschaftliche Disziplin die eine oder andere Zeitschrift gibt – geht in die Hunderttausende, und viele der Artikel tragen tatsächlich zum Wissensgewinn bei. Allerdings fällt es bei dieser großen Anzahl der von zahlreichen Wissenschaftlern eingereichten Artikel dem Forschungsartikelgenerator nicht schwer, die inhärenten Schwächen des Bewertungsverfahrens aufzuzeigen.

Fest steht, dass kein Bewertungsteam bei einer Zeitschrift, kein Fachkollege oder Redakteur überhaupt in der Lage ist, alle eingereichten Artikel der erforderlichen Prüfung zu unterziehen. In Wahrheit ist es so, dass die Zeitschriften jedes Jahr von einer Flutwelle von Einreichungen überrollt werden, und manchmal stammen diese von Wissenschaftlern, die sich unter dem als Motto “publish or perish” bekannten und mit dem Streben nach einer festen Anstellung verbundenen Veröffentlichungsdruck befinden. Aufgrund der horrenden Menge der eingereichten Artikel kann man verstehen, wie ein Forschungsartikelgenerator Zeitschriftenredakteure und Herausgeber, die nicht darauf vorbereitet waren, so leicht täuschen konnte und verleiten konnte, eine zufallsgenerierte “wisschenschaftliche” oder “akademische” Arbeit zu akzeptieren.

Extrapolieren Sie nun von den zunehmenden Fähigkeiten der Computer auf ein sich in Weiterentwicklung befindendes automatisches Artikelgenerierungssoftwarepaket und machen Sie das alles zugängig für Studenten aller Schulstufen und Studien- und Forschergrade. Man schaudert bei dem Gedanken an die Art und Qualität der akademischen und wissenschaftlichen Berichte, die bald die Allgemeinheit beglücken werden, so lustig so etwas auch manchmal sein kann.